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Forschung auf Spitzenplatz

wirtschaft Deutsche Strukturen gelten als vorbildlich. Trotzdem geht die Zahl neuer Technologiefirmen zurück

04.03.2013
2023-08-30T12:23:54.7200Z
3 Min

Die Forschung in Deutschland verdient das Prädikat Spitzenklasse. Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), Professor Peter Gruss, erklärte in der vergangenen Woche bei einem Gespräch mit den Mitgliedern des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Technologie, die deutsche Forschungslandschaft sei "hervorragend strukturiert". Rankings, die Deutschland nur im Mittelfeld der OECD-Länder sehen, bezögen sich allein auf die universitäre Forschung. Gruss: "Wäre die Max-Planck-Gesellschaft eine Universität, wäre sie im Shanghai-Ranking auf Platz fünf." Die Universität Shanghai prüft jedes Jahr 1.000 Universitäten weltweit. 500 von ihnen werden im Shanghai-Ranking aufgeführt.

Die deutsche Struktur mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sei ein Exportschlager, stellte Gruss fest. Zusammen mit der Forschung und Entwicklung in Unternehmen stehe "Deutschland sehr gut da". Dazu legte Gruss Unterlagen vor, nach denen Deutschland bei verschiedenen Indikatoren wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit zwischen dem zweiten und dem vierten Platz liegt.

Der Ausschussvorsitzende Ernst Hinsken (CSU) hatte zuvor die Max-Planck-Gesellschaft als "eine der wichtigsten und renommiertesten Forschungseinrichtungen in Deutschland" gewürdigt. Die MPG spiele weltweit eine wichtige Rolle beim Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft, lobte Hinsken.

17.000 Mitarbeiter

Die Max-Planck-Gesellschaft, benannt nach dem Begründer der Quantentheorie, ist neben der Helmholtz-Gesellschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft eine der drei großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland. In ihren 82 Instituten und Einrichtungen arbeiten 17.000 eigene Mitarbeiter sowie knapp 5.000 Stipendiaten und Gastwissenschaftler aus aller Welt. Die MPG hat einen Etat von 1,37 Milliarden Euro (2011), ergänzt durch rund 280 Millionen Euro aus Drittmitteln sowie rund 100 Millionen an eigenen Einnahmen, etwa aus Patentlizenzen. Der Zellbiologe Gruß leitet die Max-Planck-Gesellschaft seit 2002.

Gruss betonte, Deutschland brauche Forschung "für die Entwicklung von Produkten, aber auch für die Weiterentwicklung der Gesellschaft". Als Problem bezeichnete er die Umsetzung von Forschungsergebnissen. Die Gründung von Technologie-Unternehmen in Deutschland habe sich "in den letzten Jahren leider negativ entwickelt". Schuld daran sei, dass sich Wagniskapital "extrem verknappt" habe. Um diese Lücke durch öffentliche Förderung zu schließen, schlug der Max-Planck-Präsident vor allem die Gründung sogenannter Inkubatoren vor. Damit sind Einrichtungen gemeint, die Erfindungen näher an die Produktreife bringen, etwa durch die Entwicklung von Prototypen. Daran anschließend seien Gründungen von Unternehmen weniger riskant.

Auf Fragen aus den Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP hin befürwortete Gruss zudem steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für Forschung in Unternehmen. Denn bei der Projektförderung seien die Antragsverfahren so komplex, dass sie von kleinen und mittleren Unternehmen kaum zu bewältigen seien. Zudem wünschte er sich, dass die verschiedenen Ministerien, die Forschung und Entwicklung fördern, "ihre Instrumente im engeren Verbund einsetzen würden". Auch das würde die derzeitige Unüberschaubarkeit verringern.

Ausländische Fachkräfte

Einen Schritt nach vorn hat Deutschland nach Einschätzung von Gruss bei der Gewinnung ausländischer Fachkräfte gemacht. Die objektiven Bedingungen für das Aufenthaltsrecht hätten sich zuletzt deutlich verbessert, antwortete er auf eine Frage aus der SPD-Fraktion. "Ich bin überzeugt, dass wir jetzt einen Rahmen haben, wo wir attraktiv sind. Die Leute kommen."

Aus der Linksfraktion wurde Gruss gefragt, ob das Bestreben, Forschungsergebnisse in der Privatwirtschaft zu verwerten, problematisch für die Forschungsfreiheit sein könnte. Hierauf verwies er auf einen Unterschied seiner Einrichtung zur Fraunhofer-Gesellschaft, die Auftragsforschung betreiben müsse, da sie nur zu 20 Prozent aus öffentlichen Mitteln finanziert sei. Die Max-Planck-Gesellschaft arbeite mit der Industrie zusammen, aber nicht im Sinne von Auftragsforschung. "Die Industrie erfährt unsere Ergebnisse" und könne mit der MPG Verträge über die Nutzung ihrer Patente schließen. Die MPG betreibe Grundlagenforschung, bei der man vorher nie sagen könne, ob sie zu verwertbaren Ergebnissen führt.

"Ein Problem angesprochen" hat die Grünen-Fraktion nach Ansicht von Gruss mit ihrer Frage nach der Ko-Finanzierung seiner Institute durch die Länder. Diese bereite immer wieder Schwierigkeiten. Gruss plädierte dafür, bei Max-Planck- und Leibnitz-Gesellschaft von der 50:50-Finanzierung durch Bund und Länder zu einer 70:30-Finanzierung zu kommen. Die Länder sollten ihre dadurch freiwerdenden Gelder dann für die Universitäten einsetzen.