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Tourismus : Plädoyer für Erhalt und Pflege der heimischen Naturlandschaften

Sachverständige fordern bessere Vermarktung der Naturschutzgebiete. Im Ausschuss mehr staatliche Hilfen gefordert

20.10.2014
2023-08-30T12:26:22.7200Z
2 Min

Eine intakte Natur ist das Kapital für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung des Tourismus in Großschutzgebieten. Private und öffentliche Akteure sollen sich demnach stärker für deren Erhalt einsetzen und eine gemeinsame Vermarktung der Gebiete forcieren – zu diesem Fazit kamen Sachverständige vergangene Woche in einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschuss des Bundestages. Thema der Anhörung war die Wertschöpfung durch den Tourismus in Großschutzgebieten.

Die Sachverständigen waren sich darin einig, dass die Natur in den Schutzgebieten erhalten bleiben müsse, schließlich kämen idie Menschen, um sich in der unberührten Landschaft zu erholen. Darin liege großes wirtschaftliches Potential gerade für den ländlichen Raum. Die Sachverständigen wünschten sich eine dauerhaftere staatliche Unterstützung, bessere finanzielle und personelle Ausstattung und vor allem eine koordinierte, bundesweite Vermarktung der Naturschutzgebiete.

Elke Baranek, Geschäftsführerin des Europarc Deutschland e.V., des bundesweiten Dachverbandes der Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks, sagte, die unberührte Natur sei Grundvorrausetzung für touristische Aktivität und der daraus folgenden wirtschaftlichen Wertschöpfung. Dazu müsse es innovative und nachhaltige Tourismusangebote geben, die von den Naturparkverwaltungen umgesetzt werden müssten. Zudem müssten die Urlaubsregionen von einem klaren Absender vermarktet werden. Baranek begrüßte die Pläne der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), 2016 ein Themenjahr „Faszination Natururlaub in Deutschland“ zu veranstalten und im Ausland zu bewerben. Diese Kampagne auch im Inland zu fahren, forderte Ulrich Köster, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Nationalparke e.V. Er sagte, die Naturschutzgebiete seien „die Schatzkammer der deutschen Kultur“. Jeder von der öffentlichen Hand für ihren Erhalt ausgegebene Euro sei eine „kluge Investition“. Gerade die Naturparkverwaltungen müssten personell besser ausgestattet werden. Köster forderte, wie die Schweiz nationale Förderprogramme für Naturparks zu entwickeln.

Einen Blick auf das Ausland zu werfen riet Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung Bayrischer Wald. Er pries das Beispiel Österreich, wo es eine gut funktionierende überregionale Vermarktung der Naturparks, Biospährenreservate und Nationalparks gebe. Ähnliches schwebe ihm auch für Deutschland vor. Mario Schrumpf vom Naturpark Stechlin-Ruppiner Land sagte, die Politik müsse sich der Großschutzgebiete annehmen und Natur und Landschaft langfristig sichern.

Martin Flade vom Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wies auf die Besonderheiten von Biosphärenreservate hin. Sie seien „keine Naturschutzgebiete im eigentlichen Sinn, sondern Experiementierfelder, auch für ökologische und nachhaltige Landnutzung“. Auch sie seien touristisch interessant, erklärte Flade, wenngleich auch nicht für den Massentourismus. Gefährdet seien sie allerdings durch große Infrastrukturprojekte wie Stromtrassen oder Autobahnen, dem großflächigen Bau von Windkraftanlagen und der allgemeinen Sparpolitik. Flades Kollege Eugen Nowak vom Biosphärenreservat Spreewald bedauerte, dass „private und öffentliche Tourismusakteure bisher zu wenig erkennen, dass die intakte Naturlandschaft das Kapital für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung ist“.