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Kurz rezensiert : Link, wo das Herz schlägt. Inventur einer politischen Idee

11.05.2015
2023-08-30T12:28:02.7200Z
2 Min

Die Geschichte einer Radikalisierung beschreibt Rainer Hank in seinem jüngsten Buch "Links, wo das Herz schlägt. Inventur einer politischen Idee" - nämlich die seiner eigenen. Der Journalist leitet die Wirtschaftsredaktion der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und tritt dort mit pointierten neoliberalen Thesen in Erscheinung. Eine Denkrichtung, die in Deutschland oft als Ausdruck sozialer Kälte gewertet wird. Auch der junge Hank, er machte 1972 Abitur, hätte vom Neoliberalismus nicht viel gehalten. Als christlich geprägter Linker stand er dem "Kapitalismus" und dem "System" eher kritisch gegenüber. Wie der sich nun selbst als "radikalen Individualisten" bezeichnende Autor dann, je nach politischer Sichtweise, vom Glauben abfiel beziehungsweise zum wahren Glaube fand, das ist der sehr unterhaltsame rote Faden seiner "Inventur einer politischen Idee". Auch alte Weggefährten und prominente "Seitenwechsler" wie Martin Walser kommen dabei zu Wort.

Dabei geht es, wie der Titel schon andeutet, nicht nur ums Autobiographische, sondern um eine ideologische Auseinandersetzung. Der ehemalige Linke will sich nämlich nicht als kaltherzig und emotionslos von Vertretern einer vermeintlich moralisch überlegenen Weltanschauung abqualifizieren lassen. Eher im Gegenteil: Wer sich wie die Linken für Gerechtigkeit einsetzen wolle, müsse sich heutzutage dem liberalen Lager zuwenden, meint der FAS-Journalist. Dessen Prinzipien, zum Beispiel Grundvertrauen in den Markt und seine Ergebnisse, seien eher geeignet, so etwas wie Gerechtigkeit herzustellen, als linker Staatsinterventionismus beziehungsweise Moralismus. Um das plastisch zu machen, führt Hank in ein paar Federstrichen aus, warum zum Beispiel Einkaufen bei der umstrittenen irischen Billigmodekette "Primark" besser als staatliche Entwicklungshilfe sei. Da mag manchem in dem von Hank karikierten links-alternativen Milieu der Chianti Classico sauer aufstoßen, ist aber mit Verve geschrieben und regt zum Nach- und Weiterdenken an.