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CHRISTLICHE VIELFALT

BRASILIEN Mehr als 130 Millionen Einwohner Brasiliens gehören der katholischen Kirche an, das sind rund 65 Prozent der Bevölkerung. Nach wie vor hat kein anderes Land der Welt mehr Angehörige des römisch-katholischen Glaubens. Allerdings schrumpft diese Zahl seit einem halben Jahrhundert: 1960 lag der Anteil der Katholiken noch bei mehr als 90 Prozent. Vor allem evangelikale Freikirchen und insbesondere die Pfingstbewegung konnten und können in Brasilien an Boden gewinnen (siehe Beitrag zu den Evangelikalen auf Seite 12). Das US-Meinungsforschungszentrums "Pew Research Center" schätzt, dass rund 15 Prozent der Brasilianer (also mehr als 30 Millionen) Anhänger der Pfingstbewegung sind.

USA Der Zahl nach leben in den Vereinigten Staaten nach wie vor die meisten Christen weltweit. Rund 230 Millionen US-Amerikaner, etwa 70 Prozent der Gesamtbevölkerung, geben an, christlichen Glaubens zu sein. Bis heute wirkt dabei die Dominanz puritanischer Glaubensflüchtlinge aus Europa bei der Besiedlung Neuenglands nach: Fast jeder zweite US-Amerikaner ist Anhänger einer protestantischen Gemeinschaft, und jeder fünfte ist römisch-katholisch, daneben existieren noch christliche Minderheiten, am bekanntesten die Mormonen mit 1,6 Prozent. Der Anteil der Christen ist allerdings auch in "Gods own country" rückläufig, er lag laut "Pew Research Center" noch 2007 bei 78 Prozent.

GROSSBRITANNIEN Die Church of England ist der Mitgliederzahl nach die größte anglikanische Kirche der Welt. An ihrer Spitze steht bis heute der britische Monarch mit dem Titel "Supreme Governor of the Church of England". Datieren lässt sich die Loslösung von Rom auf das Jahr 1531, als die englischen Bischöfe erklärten, die Autorität des Papstes im Königreich England nicht länger anzuerkennen (allerdings blieb in der Liturgie vieles römisch-katholisch). Heute geben rund 60 Prozent der rund 64,5 Millionen Briten an, Christen zu sein. Der überwiegende Teil sieht sich als Anhänger der anglikanischen Kirchen, rund fünf Millionen Briten sind Katholiken.

ARMENIEN Bereits im frühen 4. Jahrhundert soll der Überlieferung nach die armenisch-apostolische Kirche zur Staatsreligion erhoben worden sein. Das Land im Kaukasus kann wie das nordostafrikanische Äthiopien mit seiner ebenfalls orientalisch-orthodoxen Kirche und wie der Kaukasus-Nachbar Georgien mit seiner georgisch-orthodoxen Apostelkirche als eine der ältesten christlich geprägten Nationen der Welt gelten. Heute bekennen sich mehr als 90 Prozent der insgesamt rund drei Millionen Einwohner Armeniens zur armenischen-apostolischen Kirche. Sie ist nicht zu verwechseln mit der armenisch-katholischen Kirche, die als sogenannte unierte Kirche zu Rom gehört.

PHILIPPINEN Papst Johannes Paul II. war zwei Mal auf Besuch im Inselstaat, Papst Franziskus einmal: Die Philippinen sind das größte christlich geprägte Land in Südostasien und das bevölkerungsmäßig größte katholische Land in Asien überhaupt - in Sachen Christianisierung hat die einstige Kolonialmacht Spanien eindeutige Spuren hinterlassen. Mehr als 80 Prozent der Philippiner geben an, römisch-katholischen Glaubens zu sein, das sind rund 85 Millionen Gläubige. Knapp drei Prozent sind evangelische Christen, fünf Prozent sind Muslime.

NAMIBIA Mehr als 90 Prozent der Einwohner sind Christen, anders aber als im häufig katholisch geprägten Subsahara-Afrika stellen in Namibia Protestanten die größte Gruppe. Rund 80 Prozent der Christen in Namibia sind Lutheraner, Anglikaner, Mitglieder der Niederländisch-reformierten Kirche, Baptisten oder Adventisten, 20 Prozent sind Katholiken - hier macht sich der Einfluss europäischer Siedler im 19. Jahrhundert bemerkbar und schließlich die Kolonialisierung durch das Deutsche Reich. Große Bedeutung haben in Namibia bis heute traditionelle Religionen wie etwa die der Volksgruppe der San. Gegen sie ging die deutsche Kolonialtruppe Anfang des 20. Jahrhunderts ähnlich brutal vor wie bei den Vernichtungsfeldzügen gegen die Herero und Nama.

Aus Politik und Zeitgeschichte

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