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Parlamentarisches Profil : Der Fraktionsmanager: Michael Grosse-Brömer

16.10.2017
2023-08-30T12:32:28.7200Z
3 Min

Selten war es selbst für routinierte Fraktionsmanager so schwierig, sich auf die beginnende Legislaturperiode einzustellen: noch nie so viele Abgeordnete, sechs statt vier Fraktionen - und eine dabei, die bei manchen Unbehagen auslöst. Michael Grosse-Brömer (57), Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion seit 2012, rät zur Gelassenheit: "Jetzt warten wir doch erst einmal ab. Wenn Sie auf die AfD anspielen, möchte ich nur darauf hinweisen, dass sich deren Fraktionen in vielen Landtagen ja schon heillos zerstritten oder sogar zerlegt haben. Auch in der Bundestagsfraktion haben sie ja schon damit angefangen."

Bei aller ungewisser Bundestagszukunft: Beständig bleibt Grosse-Brömers Abgeordneten-Einsatz für seinen Wahlkreis, den Landkreis Harburg, den er seine "politische Heimat" nennt. Wo er nach eigenem Bekunden gerne mal Cord-Hosen trägt. In Berlin, Anzug sowieso, fällt er durch bunte Einstecktücher auf - ein bisschen nach Gutsherrenart, schmunzelten einige. Indes: Müllmann konnte er auch, lange her, in den Semesterferien.

Eintritt in die Junge Union 1975, CDU-Mitglied seit 35 Jahren, Rechtsanwalt - nicht untypisch für Unions-Politiker, die Karriere machen. 2002 erstmals in den Bundestag gewählt, 2009 Vorsitzender der einflussreichen Landesgruppe der niedersächsischen CDU-Abgeordneten.

Der Mann mit dem Einstecktuch muss jetzt sehen, wie er sein altes Amt als Parlamentarischer Geschäftsführer unter neuen Bedingungen angeht. Es hätte nicht sein müssen, dass es im Plenarsaal so proppenvoll zugeht wie noch nie - jedenfalls aus Sicht der Union. "Die CDU/CSU-Fraktion hat immer davor gewarnt, dass der Bundestag eine solche Größe erreichen könnte, wenn es keine Reform des Wahlrechts gibt", macht Grosse-Brömer geltend. "An uns ist das nicht gescheitert, denn wir haben den sinnvollen Vorschlag des scheidenden Bundestagspräsidenten Norbert Lammert dazu geschlossen unterstützt. Leider zogen die anderen Fraktionen nicht mit." Bei 630 Abgeordneten hatte Lammert die Obergrenze ziehen wollen, jetzt sind es 709. Wie geht es weiter? "An uns ist eine Wahlrechtsreform schon in der vergangenen Legislaturperiode nicht gescheitert und wird auch in der aktuellen Legislaturperiode nicht scheitern. Wir sind für Vorschläge offen", versichert Grosse-Brömer.

Und um gleich die mögliche weitere Reform abzuhandeln: fünfjährige statt vierjährige Legislaturperiode. Derzeit signalisieren alle Fraktionsführungen Sympathie für einen solchen Vorstoß. Grosse-Brömer bleibt lieber skeptisch: "Das werden wir sehen." Für die Union zumindest gelte: "Mit Blick auf viele Landtage und das Europaparlament sind wir jedenfalls für eine Verlängerung der Wahlperiode des Bundestags auf fünf Jahre weiterhin offen."

Zurück zum Sechs-Fraktionen-Bundestag. Schon das Tauziehen um die Verteilung der Sitzungssäle und die künftige Sitzordnung hat gezeigt: In der Maschinerie des Bundestags wird die Steuerung des Getriebes erheblich komplizierter. Für die Parlamentarischen Geschäftsführer bedeutet das durchaus eine Herausforderung. Ob es auch im fraktionsinternen Zusammenspiel für ihn mühseliger wird, ist eine Frage, auf die es die Antwort natürlich erst noch geben wird. Die neue Unions-Fraktion ist von 309 auf 246 Abgeordnete geschrumpft. Wird es für Grosse-Brömer jetzt leichter, jener Mahnung gerecht zu werden, die ihm Helmut Kohl mit auf den Weg gab: Dass er als Parlamentarischer Geschäftsführer vor allem für den Zusammenhalt der Fraktion zu sorgen habe? Er sieht das so: "Der Zusammenhalt einer Fraktion hängt nicht allein von ihrer Größe ab. Wenn wir als CDU/CSU aber überzeugen und gestalten wollen, dann sind wir natürlich gut beraten, neben notwendigen kontroversen Diskussionen die Herausforderungen der nächsten Legislaturperiode auch mit großer Gelassenheit, Disziplin und Geschlossenheit anzugehen."

Und sein Leben außerhalb der Politik? "HSV gucken", gibt der treue Fan des kriselnden Hamburger SV an. Da muss man schon ein sehr treuer Fan sein.