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Parlamentarisches Profil : Der Bildungsexperte: Ernst Dieter Rossmann

04.12.2017
2023-08-30T12:32:30.7200Z
3 Min

Ich habe auch ordentlich gearbeitet und nicht nur Politik gemacht." Der SPD-Parlamentarier Ernst-Dieter Rossmann (66) meint dies kein bisschen ironisch. Der Satz beziehe sich zum einen auf seine achtjährige Tätigkeit in einer Obdachlosensiedlung: "Das war ein sozialer und kultureller Sprung, denn das Milieu war mir nicht vertraut." Zum anderen hebt er ab auf seine Jahre an einer Fachschule für Sozialpädagogik - Ausbildung von Erzieherinnen. Dann das Training von Fußballjugendmannschaften - in zwei Untersuchungen dazu entwickelte er entsprechende Verhaltenskonzepte. Seither ist er promovierter Sportwissenschaftler. Vorher hatte er seine Ausbildung zum Diplom-Psychologen abgeschlossen.

Warum also Politik? Sich für die Bildung einzusetzen, sieht er als seine "Lebensmission". Bildung war für ihn eins der wichtigen Themen schon in der Kommunalpolitik in Elmshorn. "Ich wollte später insbesondere in diesem Bereich Politik in Schleswig-Holstein mitgestalten, hiernach deutschlandweit." Landtagsabgeordneter war er, Bundestagsabgeordneter ist er - seit 1998, Wahlkreis Pinneberg. Noch immer geleitet durch die "Faszination", dafür zu arbeiten, "dass es vielen Menschen gut geht".

Dem bildungspolitischen Experten der Fraktion sind nun ein wenig die Flügel gestutzt - nach der Koalition vorerst die Opposition. Natürlich sei er "lieber ein gestaltender als ein opponierender Politiker": "Wir werden schließlich dafür gewählt, unsere Werte und unsere Ziele möglichst gut umzusetzen." Freilich: Die nötige politische Macht dazu fehle der SPD keineswegs völlig, verweist er auf die "Allianz" der Bundestagsfraktion mit den Ländern: "Dort hat die SPD eine starke Position, gerade in der Bildungs- und Wissenschaftspolitik."

Bei aller Bedeutung des Bildungssektors in der angelaufenen Legislaturperiode: Er glaube "dass auch die Veränderungen in der Arbeitswelt, die Europäisierung in der Politik mit Blick auf die globalen Herausforderungen und die Ertüchtigung des Sozialstaats große Themen werden". Und beschwört dabei den "sozialdemokratischen Gleichklang von Gerechtigkeit und Innovation".

Steht in der Bildungspolitik die Digitalisierung ganz oben und dann kommt lange nichts? Er sieht dies keineswegs so: "Wenn wir gut sind, dann bleiben wir nicht nur an einem Thema hängen, sondern schlagen den Bogen über die gesamte Bildungsbiografie hinweg." Bei den Schulen herrsche inzwischen Einigkeit zwischen den Parteien über den Ganztags-Rechtsanspruch: "Aber die Qualität wird noch zu einem großen Thema, das Millionen von Kindern und Jugendlichen betrifft."

Apropos berufliche Bildung: Für 1,3 Millionen junge Menschen unter 25 Jahren sei die "nachgeholte zweite und dritte Chance" wichtig. Bekämen sie die nicht, wäre das in Rossmanns Augen ein "zu großes Potenzial an verschenkter Bildung". Dazu die Bedeutung der beruflichen Bildung für die Integration der vielen Zugewanderten. Zur Hochschulpolitik sagt Rossmann: "Die Hochschulpakte müssen dringend fortgesetzt werden, 2,5 bis drei Milliarden Euro stehen da im Feuer." Die Hochschulen bräuchten das Geld unbedingt. Und es gehe auch um die Verlängerung der Pakte für die gute Lehre und die Lehrerausbildung.

Rossmann wünscht sich, dass die Bedeutung von beruflicher und allgemeiner Weiterbildung "mehr in den Mittelpunkt" rückt: "Und zwar nicht nur unter dem Aspekt der Fachkräftesicherung, sondern auch der Teilhabe für alle." Dazu gehöre die Frage, "wie wir mit der Seniorenbildung umgehen". Schließlich hätten die Menschen nach dem Rentenbeginn noch gut und gerne 30 Jahre vor sich: "Was bedeutet für sie dann Teilhabe, wenn nicht Bildungsteilhabe?"

Abschalten von der Politik: Dazu gehört für Rossmann sein Hobby als Naturbeobachter. Daheim in der Marschlandschaft allemal. Aber in der Hauptstadt durchaus auch: "Nirgendwo singen die Nachtigallen schöner als in Berlin, und hier gibt es viele." Da nehme er es "gerne hin", dass sie ihn schon mal "im Frühjahr, wenn sie richtig losschmettern, um ein oder zwei Uhr um den Schlaf bringen".