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Aufgekehrt : Aus der Presse, aus dem Sinn

14.04.2020
2023-08-30T12:38:15.7200Z
2 Min

Eigentlich jede Nachricht, jede TV-Sendung, jeder Radiobeitrag, jede Glosse kennt nur noch ein Thema: Corona/Covid-19 und dann vielleicht auch noch Covid-19/Corona. Das ist richtig, wichtig und alles ganz schlimm. Aber auch zu viel. Klar, es gibt die Möglichkeiten zur Zerstreuung: Netflix hat ein großes Angebot, auf YouTube lassen sich bis zum Jüngsten Gericht (vermutlich am 30. Mai) Katzenvideos glotzen, und in einem Akt grenzenloser Solidarität hat Pornhub den "Premium"-Bereich der Seite für alle geöffnet. Aber auch die mächtigste Kulturindustrie kann die Masse nicht auf ewig betrügen. Es gibt keine richtige Serie im falschen Corona-Leben. Kein Alkohol ist auch keine Lösung, aber nur die Kneipen sind dicht und man brennt inzwischen Desinfektionsmittel statt Schnaps. Opium fürs Volk fällt ebenfalls aus, weil einerseits Gotteshäuser unter das Versammlungsverbot fallen und andererseits die Dealer aus den Parks verschwunden sind. Überhaupt: Im Park allein auf einer Bank in die Fantasiewelten großer Autorinnen und Autoren zu versinken, ist je nach Bundesland auch kurz vor dem Kerker.

Warum also nicht in die Ferne schweifen? In Turkmenistan zum Beispiel gibt es nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation überhaupt keine Corona-Fälle. Null. Das klingt ziemlich verlockend, allerdings machte in den vergangenen Tagen die Meldung die Runde, dass dort verboten wurde, das Wort "Corona" überhaupt zu nennen. Das lässt sich allerdings schwer überprüfen, weil Turkmenistan die Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen anführt. Von unten - Platz 180 von 180. Dann lieber doch alleine auf den Balkon. Mit Buch. Sören Christian Reimer