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Aschot Manutscharjan

Eines möchte der Berliner Migrationsforscher Ruud Koopmans von Anfang an klar stellen: Er sei islamkritisch, nicht islamfeindlich. Mit seinem empfehlenswerten Buch schaltet er sich pointiert in die polarisierende Debatte über den Islam ein. Vehement widerspricht der Soziologe jenen Stimmen, die behaupten, Kultur und Religion seien für die Integrationsbereitschaft von Migranten "irrelevant". Im Gegenteil: Die Religion sei eine wesentliche Ursache für die mangelhafte Integration bestimmter muslimischer Milieus.

Koopmans analysiert die Statistiken der Einwanderungsländer und stellt fest, dass Muslime "in den unteren Regionen der Integrationsrankings zu finden sind". Muslimische Migranten ließen die von ihnen erlebte Kultur der Unterdrückung, Intoleranz und des religiösen Eifers nicht zu Hause zurück. Dschihadistische Gewaltbereitschaft, Antisemitismus und Homophobie in der islamischen Diaspora hätten ihren Ursprung in ihren Herkunftsländern. Das Haus des Islams erlebe eine Krise, die auf drei Kernproblemen beruhe: Der fehlenden Trennung von Religion und Staat, der Benachteiligung der Frauen und der Geringschätzung säkularen Wissens. Dieser Befund zeige, dass weder Israel noch Islamophobie oder der westliche Kolonialismus für die Probleme der islamischen Welt herangezogen werden könnten.

Nicht weniger pointiert als seine Analyse fällt Ruudmans Forderung aus: Solange sich der Zentralrat der Muslime und andere Vereine nicht von verfassungsfeindlichen, antisemitischen und türkisch-nationalistischen Extremisten in den eigenen Reihen trenne, hätten sie keinen Anspruch auf staatliche Fördergelder. Weniger überzeugend hingegen sind seine Aussagen über das Konfliktpotenzial des Islams. Denn für die aktuelle Gewaltwellen im Nahen und Mittleren Osten sind nicht zuletzt die Militärinterventionen der Sowjetunion und der USA verantwortlich.

Aus Politik und Zeitgeschichte

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