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Gastkommentare - Pro : Der Preis macht's

Ist allein der FLEISCHPreis das Problem?

06.07.2020
2023-08-30T12:38:19.7200Z
1 Min

N atürlich ist der Preis das Hauptproblem. Andere EU-Länder bringen ihre Schlachttiere nach Deutschland, weil sie wissen: Nirgendwo in Europa wird günstiger geschlachtet und zerteilt. In Deutschland wird Hunderttausenden Schweinen im Sekundentakt die Halsschlagader durchtrennt, der durchschnittliche Kilopreis des fertig verarbeiteten Fleisches beträgt beschämende 1,70 Euro. Nicht nur die Tierhaltung in vielen Mastbetrieben ist eine Katastrophe. Wer kennt nicht die unerträglichen Bilder gemästeter Schweine, vollgepumpt mit Antibiotika, die in ihren engen Käfigen nicht einmal mehr stehen können. Für diese beschämenden tierischen Unterkünfte, Strom, Wasser, Transport und Futter zahlen die Mastbetriebe täglich maximal 94 Cent pro Schwein.

Hinzu kommt eine ebenso beschämende "Menschenhaltung" in den Fleischfabriken. Billigarbeiter aus Südosteuropa, angeheuert als Scheinselbstständige über Sub-Sub-Unternehmer und Werkverträge, die verboten werden müssen, arbeiten und wohnen unter miserablen und - wie der Ausbruch massenhafter Corona-Infektionen zeigt - offenbar unhygienischen Bedingungen.

Alles dies geschieht, weil die Fleischindustrie weiter Billigangebote in den Markt drücken will, weil sie glaubt, bei höheren Preisen Verluste an Umsatz oder Marktanteilen zu erleiden. Umfragen unter Verbrauchern zeigen aber, dass sie Preiserhöhungen akzeptieren würden, wenn sie dadurch die schlimmen Bedingungen bei der Tierhaltung und in den Fleischfabriken verbessern. Wenn der Preis steigen darf, könnte das tatsächlich zu Verbesserungen führen - vorausgesetzt, die Behörden achten parallel dazu endlich besser auf die Einhaltung von höheren Arbeits- und Tierwohlstandards.