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Aktuelle Stunde : Sauer statt süß

Debatte über Haribo-Werkschließung

21.12.2020
2023-08-30T12:38:28.7200Z
2 Min

Zu Weihnachten werden auch die bunten Gummibärchen der Firma Haribo auf vielen süßen Tellern liegen. Vielen Menschen in Sachsen dürfte die Lust auf diese Süßigkeiten in diesem Jahr jedoch vergangen sein. Denn der Konzern verkündete im November, sein einziges Werk im Osten Deutschlands, am Standort Wilkau-Haßlau, zum Jahresende zu schließen. Mit 150 Beschäftigten ist Haribo bisher ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt, und so war die Aufregung entsprechend groß. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) appellierte an das Unternehmen, die Entscheidung zu überdenken. Vergangene Woche war die Werkschließung auf Antrag der Linken auch Thema einer Aktuellen Stunde im Bundestag.

Sabine Zimmermann (Die Linke) kritisierte, die Standortschließung offenbare die immer wieder gleiche Strategie vieler Firmen: Fördermittel abkassieren, jahrelang nichts investieren und dann Standorte wegen vermeintlicher Unrentabilität schließen. "So ist der Osten jahrelang abkassiert worden."

Carsten Körber (CDU) bezeichnete die Schließung zwar als schmerzlich, lobte aber, dass der Konzern sich grundsätzlich zum Standort Deutschland bekenne. Es sei zusammen mit den Gewerkschaften immerhin ein sehr guter Sozialplan beschlossen worden, sagte er.

Jürgen Pohl (AfD) sagte, was in Sachsen passiere, "ist Ausdruck der Krise der wirtschaftlichen Inkompetenz der Wirtschaftspolitik" auf Bundes- und Landesebene. "Haribo ist überall", sagte der Thüringer mit Verweis auf den Abbau hunderter Arbeitsplätze in seinem Bundesland.

Detlef Müller (SPD) kritisierte, es werde wieder deutlich, welche Nachteile es habe, wenn Standorte im Osten nur die verlängerten Werkbänke westdeutscher Betriebe seien, die man leicht schließen könne.

Jürgen Martens (FDP) nannte die Argumentation von Haribo, das Werk in Sachsen sei zu weit entfernt von der Zentrale, nicht glaubwürdig, da der Konzern gleichzeitig global agiere. Deshalb sei es kein Wunder, dass sich die Beschäftigten verschaukelt fühlten. "Aber das ist nicht das Regelbeispiel für die Region Zwickau", die wirtschaftlich insgesamt gut dastehe.

Claudia Möller (Grüne) betonte: "Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, bei der die Firmen nicht jedem Fördertopf hinterherrennen, sondern regional verankerte Unternehmen gestärkt werden." Die Beschäftigten in Sachsen müssten nun ausbaden, dass der Konzern seit Jahren Trends verschlafen habe, sagte sie.