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Gastkommentare - Contra : Kein sicheres Land

Weiter abschieben?

28.06.2021
2023-08-30T12:39:39.7200Z
2 Min

D ie internationalen Truppen ziehen aus Afghanistan ab und die Taliban rücken vor. Stück für Stück erobern sie Gebiete. Es gibt schwere Kämpfe, es gibt Anschläge, bei denen Polizisten, Soldaten, Zivilisten sterben. Gewalt ist an der Tagesordnung.

Die Bundesregierung fürchtet um die Sicherheit der noch verbliebenen deutschen Soldaten. Ihren afghanischen Dolmetschern, deren Leben sie in Gefahr sieht, will sie ermöglichen, das Land zu verlassen.

Noch laufen die Friedensgespräche. Ob die Taliban darin mehr sehen als eine Beruhigungsmethode für den Westen, lässt sich bezweifeln. Sie haben angekündigt, "ein echtes islamisches System" errichten zu wollen. Die Rechte aller Bürger sollen darin gewahrt werden, auch die der Frauen. Allerdings mit dem Zusatz, dass dies im Einklang mit religiösen Regeln und kulturellen Traditionen stehen müsse. Der oft tödliche Vorwurf, zu westlich, zu unislamisch, zu unmoralisch zu leben, schwingt da bereits mit. Das stimmt nicht zuversichtlich.

Zum Konzept der Taliban gehörten bisher nicht Menschenrechts- und Minderheitenschutz, nicht Frauenrechte und Meinungsvielfalt, sondern Dominanz und Unterwerfung. Dass die Aussicht auf fortgesetzte finanzielle internationale Unterstützung die Taliban davon abhalten wird, ist bislang nicht mehr als eine äußerst vage Hoffnung.

Bis darüber Klarheit herrscht, müssen Abschiebungen nach Afghanistan ausgesetzt werden. Es wäre zynisch, Menschen in Lebensgefahr zurückzuschicken. Abzuwarten, wie sich die Lage nach dem Rückzug der westlichen Truppen entwickelt, ist das Mindeste. Afghanistan ist alles andere als ein sicheres Land. Das gilt gerade noch mehr als zuvor.