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SPRACHENDIENST : Laotisch beherrschte nur ein Fachmann

Die Übersetzer des Parlaments stehen bisweilen vor kniffligen Aufgaben

30.08.2021
2023-08-30T12:39:41.7200Z
2 Min

Frank Gräf musste passen: Der damalige Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sprach von "Wiedergänger" - und der Dolmetscher sollte es übersetzen, ohne auf die richtige Vokabel zu kommen. Er habe das Wort halt umschrieben, erinnert sich Gräf: "Ich glaube, alle haben es verstanden, aber Professor Lammert war mäßig zufrieden." Nicht eben zum alltäglichen Wortschatz gehören auch Ausdrücke aus dem Parlamentsbetrieb wie Hammelsprung oder Überhangsmandat.

Gräf leitet den Sprachendienst des Bundestags: 20 Mitarbeiter, von denen einige mit Übersetzungen befasst, andere als Dolmetscher tätig sind; wenige stehen für beide Bereiche zur Verfügung. Englisch, Französisch und Arabisch sind die Sprachen, die das Team selbst übernimmt. Ansonsten leistet etwa das Auswärtige Amt Amtshilfe. Oder es werden freiberufliche Mitarbeiter engagiert. Für eine Sprache keinen Dolmetscher gefunden zu haben, sei noch nicht vorgekommen, versichert Gräf - ob Dari oder Paschtu bei Afghanistan-Besuchen, ob Kisuaheli, das bei einem Gast aus Kenia gefragt war. Für Laotisch wurde einmal der einzige Fachmann, der in Deutschland lebte, aufgespürt. Doch wenn sich ausländische Besucher stark in einem Dialekt ausdrücken, stoßen auch die professionellen Sprachmittler an ihre Grenzen.

Die Dolmetscher des Sprachendienstes sind häufiger im Ausland unterwegs - etwa, wenn sie Parlamentsdelegationen zu internationalen Kongressen begleiten. Käme es dabei zu sprachlichen Rüpeleien, dann würde er sie wohl nur kommentiert herüberbringen, glaubt Gräf. Erlebt habe er solche Situationen aber noch nicht. Diplomatisches Feingefühl gehört schon zu den Tugenden, die auch die Dolmetscher bei ihrer Arbeit bisweilen auf sehr hohen politischen Ebenen beherrschen müssen.

Die Unterstützung durch Dolmetscher steht für alle Gremien des Bundestags wie den Ausschüssen zur Verfügung. Geht es um Übersetzungen, kann sich auch der einzelne Abgeordnete an den Sprachendienst wenden. Außen vor bleiben die Fraktionen, die über eigene Mittel verfügen.