Z uerst mal: Vorsicht vor Bagatellisierung. Mit Gurt-, Schul- oder Steuerpflicht ist eine obligatorische Corona-Impfung nicht zu vergleichen. Es handelt sich um einen körperlichen Eingriff, das sollte man auch in Zeiten rasant steigender Covid-Infektionen nicht herunterspielen. Wer hier unredlich argumentiert, liefert den Impfverweigerern Futter.
Auch eine Impfpflicht für alle wäre derzeit keine gute Idee - und zwar nicht bloß wegen der Sorge vor noch schärferer Spaltung der Gesellschaft. Sie wäre nur zu rechtfertigen, wenn von Geimpften tatsächlich keine Gefahr mehr drohen würde. Und wenn man sich Ungeimpfte und das Virus nicht auch anderweitig vom Leib halten könnte. Exakt daher brauchen wir aber schnellstmöglich eine Impfpflicht für Beschäftigte in Gesundheitseinrichtungen und Pflegeheimen. Denn die Patienten und Bewohner dort sind hoch vulnerabel; Covid-Infektionen sind bei ihnen weit öfter tödlich als bei Jüngeren oder weniger Geschwächten. Und vor allem: Sie können sich nicht eigenverantwortlich vor infiziertem Personal schützen.
In Schulen und Kitas ist es ähnlich. Bisher gibt es keine Impfempfehlung für unter 12-Jährige. Die Kleinen sind ihren Betreuern und deren persönlicher Impfentscheidung ausgeliefert. Zwar verlaufen Covid-Erkrankungen bei Kindern meist weniger schwer, doch als Überträger können sie vielen ebenfalls hochgefährlich werden.
Körperliche Unversehrtheit ist ein Grundrecht. Das ist bei jeder Impfpflicht zu beachten, die nur maßvoll Verwendung finden sollte. Es gilt aber auch und unbedingt für Menschen, die anders nicht oder nur unzureichend geschützt werden können. Dafür muss in manchen Berufen das Recht, sich nicht impfen zu lassen, zurückstehen.
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