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Editorial : Investitionen in Bildung sind wichtiger denn je

Ohne Zuwanderung wird sich die Personalnot nicht beheben lassen. Doch warum nur in die Ferne schweifen? Zu viele Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss.

28.03.2022
2024-02-06T09:58:51.3600Z
3 Min

Akute Probleme verlangen nach schnellen Antworten. Wer will es Arztpraxen oder Krankenhäusern absprechen, ihren akuten Personalnotstand auch mit Fachkräften aus dem Ausland zu beheben, wenn es anders nicht geht? Das ist nachvollziehbar. Allerdings entsteht so ein ungünstiger Kreislauf. Was erstmal gut ist für die Praxis in Niedersachsen, entwickelt sich zunehmend zu einem Problem in jenen Ländern, aus denen viele Arbeitskräfte zu uns kommen. Vor allem osteuropäische Länder leiden zunehmend unter einem "braindrain", also dem Verlust von Fachkräften, der wiederum in diesen Ländern für Mangel sorgt und damit dafür, dass Patienten oft viel zu lange auf einen Arzttermin warten müssen.

Ohne Zuwanderung wird es dennoch nicht gehen, dafür ist die demografische Entwicklung in Deutschland und in vielen anderen Industrieländern zu eindeutig. Aber auch das ist kein Selbstläufer. Nur weil deutsche Firmen es so wollen, heißt das noch lange nicht, dass Ingenieure oder IT-Entwickler unbedingt von Deutschland träumen.

Langfristige Investition in Bildung von Kindern

Solange in einem hochentwickelten Land wie Deutschland jedes Jahr rund 50.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen und selbst jene mit Abschluss oft nicht die nötigen Qualifikationen für eine Berufsausbildung mitbringen, sollte der Blick nicht nur in die Ferne schweifen. Wenn schon immer weniger Kinder geboren werden, dann müssen diese zwingend gut ausgebildet sein.

In die Bildung von Kindern zu investieren, löst natürlich keine akuten Engpässe, ist aber eine langfristige Investition, die offenbar noch ausbaufähig ist.

Die Corona-Pandemie hat die Situation verschärft. Nach Angaben des Kinderschutzbundes hat sich die Zahl der Schulabbrecher in beiden Pandemie-Jahren jeweils auf rund 100.000 verdoppelt. Dies sollte ebenfalls als akute Krise begriffen werden.

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Natürlich gibt es Hilfsangebote. So haben 2021 rund 300.000 junge Menschen ein Bildungsprogramm im Übergangsbereich zwischen Schule und Berufsausbildung begonnen. Ziel ist der Erwerb beruflicher Grundkenntnisse oder das Nachholen eines Schulabschlusses. Warum dies nicht schon an dem dafür eigentlich vorgesehenen Ort, in den Schulen, gelingt, sollten wir uns alle fragen.