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Editorial : Sport zur Primetime

Dass der Sportbericht zur Primetime im Bundestag beraten wird, ist ungewöhnlich - aber richtig.

03.04.2023
2023-11-24T11:37:22.3600Z
2 Min

Donnerstagmorgen, neun Uhr, das ist im Bundestag so etwas wie Primetime im Parlament. Es ist die Zeit der großen Debatten, in der Regel geht es um Regierungserklärungen, Weltpolitik oder besonders bedeutsame Gesetze. Dass der Bundestag zu dieser Zeit eine Debatte über den Sportbericht der Bundesregierung ansetzt, gab es noch nicht häufig. Dies mag viele Gründe haben, die Primetime jetzt war jedenfalls eine parlamentarische Wertschätzung der 23,4 Millionen Mitglieder in den rund 87.000 Sportvereinen in Deutschland.

Die Bedeutung des Sports für eine Demokratie hat der verstorbene Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker - wohl kein deutscher Staatsmann hatte eine so besondere Beziehung zum Sport wie er - in einer Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) einmal wie folgt beschrieben: Sport sei der stärkste Antrieb für das, was die demokratische Gesellschaft brauche, nicht den privaten, kritischen Rückzug, sondern die aktive Bürgerschaft. Er warb damit für die Aufnahme von "Sport" als Staatsziel im Grundgesetz. Die Verfassungen der Bundesländer haben dies bereits, mit Ausnahme von Hamburg.

Die Vision von Olympischen Spielen

Der Sportbericht und die aktuelle Debatte beschäftigten sich eher mit konkreten Herausforderungen und der Vision von Olympischen Spielen in Deutschland. Die Corona-Pandemie war für den Sport überall eine Zäsur. Über 120 Europameisterschaften und 100 Weltmeisterschaften wurden abgesagt, die Olympischen Spiele 2020 verschoben. Gelitten hat in diesen Jahren vor allem aber der Breitensport. Die Debatte im Bundestag vermittelte dort eine klare Botschaft, über alle Fraktionen hinweg: Die Menschen zurück in die Vereine zu bringen und das Ehrenamt im Sport zu stärken, das ist ein großes gemeinsames Ziel.

Ein Sportbericht kommt kaum ohne "Olympische Spiele" aus, immerhin gehen die Berichte zurück auf den Sonderausschuss für Sport und Olympische Spiele von 1971. Die Debatte über mögliche Spiele in Deutschland verläuft regelmäßig kontrovers. Der DOSB will jetzt bundesweit Diskussionsforen zur Frage einer neuen Olympia-Bewerbung ausrichten. Für diesen Kurs gibt es im Bundestag Unterstützung, nur die Linken sind klar dagegen. Friedliche Spiele in einem weltoffenen Deutschland, vielleicht ausgerechnet 2036? Ein Zeichen wäre dies allemal und die Debatte erneut was für die Primetime.