Editorial : Das Fundament
Unsere Hightech-Gesellschaft gründet sich auf einem schwierigem Fundament: kritische Rohstoffe, von denen es in Europa zu wenig gibt.
Ohne Fundamente kommt kein Bauwerk aus und doch fristen sie ihr Dasein im Verborgenen. Unsere Hightech-Gesellschaft gründet sich auf einem Fundament, das dieses Los teilt: Mineralische Rohstoffe.
Zum 1. August schafften es mit Gallium und Germanium zwei dieser kritischen Rohstoffe in die Schlagzeilen, als China Exportkontrollen für beide in Kraft setzte. Der Hauptteil der Weltproduktion stammt von dort. Wer Gallium oder Germanium kaufen will, braucht seitdem eine Exportlizenz. Es ist offen, wie China mit der Erteilung dieser Lizenzen umgehen wird. Die Hoffnung liegt darin, dass es Exportkontrollen und keine Exportverbote sind. Klar ist aber, dass beispielsweise Germanium, - das Element wurde einst in Deutschland entdeckt - dringend für Elektronikbausteine und für die Glasfaser- und Infrarottechnik gebraucht wird.
Von der Leyen warnt: EU bezieht Lithium zu 97 Prozent aus China
Und was würde passieren, wenn die Lithiumeinfuhr erschwert würde? EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnte in einer China-Rede Ende März, dass die EU ihr Lithium derzeit zu 97 Prozent aus China beziehe. Lithium ist für Batterien noch unerlässlich. Zumindest dort gäbe es aber mit Chile, Australien und Argentinien Länder mit sogar größeren Lithium-Ressourcen als in der Volksrepublik.
Es ist eine noch verhältnismäßig neue Erfahrung, die ganz Europa in den vergangenen Jahren macht. Handelsbeziehungen dienen nicht mehr nur der gegenseitigen Wohlstandsvermehrung, sie werden zunehmend zum potenziellen Druckmittel. Neben der Politik auf europäischer und nationaler Ebene sucht auch die Wirtschaft hierauf Antworten. In Deutschland könnte zur Förderung von Lithium und Co. sogar der Bergbau ein Comeback erleben.
Was hilft? Eigener Bergbau, Rohstoffpartnerschaften, Recycling
Neben dem Abbau im eigenen Land und neuen Rohstoffpartnerschaften wird Recycling zum vielleicht wichtigsten Baustein werden, kritische Abhängigkeiten zu reduzieren. Die Wiederverwertung ist dabei auch nachhaltig.
Die Deutsche Rohstoffagentur hat in ihrer aktuellen Studie zu kritischen Rohstoffen 2023 erstmals den Markt für Recyclingrohstoffe getrennt vom Rohstoffprimärmarkt untersucht. Die Daten zeigen, dass europäische und deutsche Produzenten einen überdurchschnittlich hohen Anteil an der weltweiten Recyclingproduktion haben. In absoluten Zahlen ist aber ein anderes Land führend: China.