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Editorial : Achtung: Jung und authentisch

VON SEBASTIAN HILLE

12.01.2009
2023-08-30T11:23:44.7200Z
2 Min

Gerade in einer Zeit der weltweiten Krise wird die junge Generation von vielen als Inbegriff der Zukunft beschworen. Eine Lobby hat sie dennoch kaum. Zu Beginn des sogenannten Super-Wahljahres 2009 mit 15 Landtags- und Kommunalwahlen, der Europa- und der Bundestagswahl nimmt "Das Parlament" diese Generation in den Blick - auf eine etwas andere Art, mit einer neuen Perspektive: Die Autoren und Fotografen im Thementeil der Ausgabe repräsentieren diese Generation, der Jüngste ist 15 Jahre alt. Sie zeichnen das Bild einer Generation, die sich entgegen manch mantraartiger Kritik aus etablierten Kreisen sehr wohl politisch und gesellschaftlich interessiert und engagiert. Sie tut dies nur eben etwas anders, als die etablierten Generationen dies von ihr erwarten. Das kann zu falschen Einschätzungen über die Jugend führen, die wiederum falsche Einschätzungen bei jungen Menschen erzeugen.

Das Parlament will mit dieser Ausgabe einerseits der Jugend eine Stimme geben. Andererseits soll die Sicht aus der Jugend die Sicht auf die Jugend verständlicher machen. Dabei entsteht das Bild einer Generation, der man sehrwohl "vertrauen kann", wie Otto Schily dies tut (Seite 6). Die politische Freiheit, in der junge Menschen heute erwachsen werden, in einem Europa fast ohne Grenzen, ist für ihn Anlass zur Begeisterung. Die heutige Jugend unterscheide sich "wohltuend von der Borniertheit früherer Generationen", sagt er.

Was die Freiheit allerdings für junge Menschen auch bedeuten kann, in einer Welt, in der bereits 12-Jährige unter Karriere-Druck stehen, beleuchtet unsere junge Autorin im Interview mit dem Sozialpädagogen Richard Münchmeier (Seite 2). Thees Uhlmann, Frontmann der erfolgreichen Hamburger Band Tomte, erzählt im Interview (Seite 14) von seiner Jugend, seinem Bedürfnis, rebellisch zu sein und warum er Bundeskanzlerin Angela Merkel gut findet. Unsere Autoren haben außerdem junge Bundestagsabgeordnete (Seite 6) getroffen, mit Jugendliche in einem Jugendzentrum über ihr Leben gesprochen (Seite 8) und einen Abend mit einer Jungs-Clique verbracht, die sich jedes Wochenende an einer Autobahnraststätte in der ostdeutschen Provinz trifft (Seite 12). Sie haben sich auf die Suche nach dem Glauben der Jugend gemacht (Seite 11) und Paare kennengelernt, die mit dem ersten Sex bis nach der Hochzeit warten (Seite 10).

Den Blick junger Menschen in die Welt dokumentieren die Bilder junger Fotografen von Professorin Ute Mahler der Berliner Ostkreuzschule für Fotografie und Gestaltung (www.ostkreuzschule.de). Die Bilder der jungen Künstler zeigen ihren Blick in die Welt, die Portraits zeigen die Fotografen wie sie charakteristisch in die Welt blicken. Zusammen mit den Aussagen über Leben und Zukunft entsteht eine unabhängige Ebene, die die Jugend nicht als Objekt wissenschaftlicher Betrachtung erscheinen lässt, sondern authentisch jung ist. Viel Vergnügen beim Perspektivwechsel.