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FÜnf FRAGEN ZUR: DIAMORPHIN-BEHANDLUNG

16.03.2009
2023-08-30T11:23:49.7200Z
2 Min

SPD- und Oppositionsabgeordnete haben einen gemeinsamen Gesetzentwurf zur Behandlung Schwerstabhängiger mit Diamorphin, also synthetischem Heroin, vorgelegt. Warum fehlt die Union?

In der Studie, auf die die SPD verweist, sind wichtige Punkte nicht ausreichend untersucht, etwa der Beitrag der psychosozialen Betreuung für den Behandlungserfolg. Heroinbehandlung ohne sehr gute psychosoziale Betreuung ist nicht zielführend. Im Modellprojekt zur Diamorphin-Behandlung zeigte sich bei solcher Betreuung auch eine klar verbesserte Situation der Methadon-Patienten. Es kommt nicht primär auf das Substitut, sondern auf optimale Rahmenbedingungen an, die aber eine bloße Übernahme der Behandlung in die GKV-Regelversorgung nicht sicherstellt.

Auch wurde nicht geprüft, ob ein dauerhafter Ausstieg realisierbar ist. Substitution hat sich stets überwiegend als Dauer-Substitution erwiesen. Die Union tritt für das Primat der Abstinenz ein und gegen eine zeitlich unbegrenzte Ersatzabhängigkeit.

Vom Bundesrat gibt es aber auf Initiative CDU-geführter Länder einen ganz ähnlichen Gesetzentwurf.

Für Länder und Kommunen spielen die Kosten eine wichtige Rolle. Mit der Übernahme in die GKV-Regelversorgung würde die Versichertengemeinschaft mit den Kosten für das Substitut und die ärztliche Behandlung belastet. Länder und Kommunen, die die begrenzte psychosoziale Betreuung tragen, würden sich indes deutlich entlasten.

Sie wollen das Modellprojekt weiter fortführen?

Es wurden nicht alle erforderlichen Aspekte geprüft. So sind die von der SPD gewählten Kriterien ungeeignet, die Gruppe der mit Ersatzstoffen Unerreichbaren von Abhängigen abzugrenzen, die mit bestehenden Substitutionsmethoden behandelt werden können.

Angesichts der Mehrheitsverhältnisse bei dem Thema können Sie die Verabschiedung des Gesetzentwurfs kaum verhindern.

Auch in früheren Diskussionen zur Substitution wurden anfangs alle Einwände verteufelt. Später stellte sich die vermeintlich alternativlose Lösung als Irrweg heraus. Wir setzen auf die Kraft der Argumente.

Welche Folgen hätte die Diamorphin-Aufnahme in die Regelversorgung?

Dann könnte jedem Opiatabhängigen, der die von der SPD vorgeschlagenen Kriterien erfüllt, Heroin auf Rezept verschrieben werden. Nach sechs Monaten psychosozialer Betreuung würden die Schwerstabhängigen wieder sich selbst überlassen. Es ist absehbar, dass dieser Vorschlag - wie frühere Substitutionsbehandlungen auch - in Desorganisation und Perspektivlosigkeit enden wird und der großen Mehrheit der Heroinabhängigen nicht hilft, von ihrer Sucht dauerhaft freizukommen.

Die Fragen stellte

Helmut Stoltenberg.