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Unterhalb des Radars

Kriegsreporter Antonia Rados über ihren Berufsalltag

11.01.2010
2023-08-30T11:25:44.7200Z
2 Min

Der Rat, den Antonia Rados ihren Zuhörern mit auf den Weg gab, war kurz aber eindeutig: "Der persönliche Kompass für einen Krisenreporter muss immer in dieselbe Richtung zeigen: nie vergessen, dass er sterblich ist." Die gebürtige Östereicherin weiß, wovon sie spricht. In den vergangenen Jahren berichtete sie für unterschiedliche Fernsehsender von den Krisenschauplätzen der Welt - aus Afghanistan und Bosnien, aus dem Irak und dem Iran, aus Georgien und dem Kosovo. Im Januar 2009 gewährte sie Publizistik-Studenten der Universität Wien im Rahmen der Theodor-Herzl-Vorlesung Einblick in den beruflichen Alltag einer Kriegsreporterin. Ihre beiden Vorlesungen liegen nun in dem Taschenbuch "Die Fronten sind überall" verschriftlicht vor.

Der wahrscheinlich weit verbreiteten Auffassung des Fernsehpublikums, dass die Nachrichten aus aller Welt vor allem von Kriegen zu berichten wissen, hält die erfahrene Journalistin entgegen, dass die meisten Konflikte "unterhalb unseres Radarschirms der Aufmerksamkeit" ablaufen. Aktuell gebe es weltweit zwischen 70 und 80 Konflikten. Journalisten seien aber allenfalls in einer Handvoll von ihnen vertreten.

Antonia Rados ist sichtlich bemüht, alte Legenden und Mythen über den Beruf des Kriegsreporters aus der Welt zu schaffen. Journalisten könnten zwar durchaus durch ihre Art der Berichterstattung den Verlauf eines Krieges beeinflussen, ihn aber in keinem Fall beenden. Diese Theorie war durch die kritische Berichterstattung amerikanischer Journalisten über den Vietnam-Krieg aufgestellt worden. Rados stellt klar, dass die damalige Berichterstattung zwar durchaus Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung des Kriegs ausgeübt, letztlich aber nur eine bereits vorhandene Anti-Kriegsstimmung in den USA verstärkt habe.

Rados weist an Beispielen aus der Praxis nach, wie abhängig Kriegsreporter heute trotz oder gerade wegen des massiven Einsatzes moderner Technik geworden sind. Zu Beginn des Irak-Kriegs habe das US-Militär mehrfach die Satellitenkommunikation unterbunden. Davon betroffen waren aber nicht nur das irakische Militär, sondern auch die Journalisten vor Ort.

Insgesamt bietet der Band mit seinen Beispielen aus der Praxis nicht nur für angehende Journalisten lesenswerte und erhellende Informationen.

Antonia Rados:

Die Fronten sind überall. Aus dem Alltag der Kriegsreportage.

Picus Verlag, Wien 2009; 155 S., 14,90 €