Neues Leben gewagt
AUSSTELLUNG Bilder einer jüdischen Familie im Bundestag
Die drei Frauen stehen hintereinander und auf ihren entblößten Unterarmen erkennt man deutlich die Ziffern A-7760, A-7761 und A-7762. Sie sind Schwestern, haben Auschwitz überlebt und leben heute in Israel. Eine der drei Frauen ist die Mutter der Fotokünstlerin Vardi Kahana, deren Ausstellung "Eine Familie" noch bis zum 12. Februar im Paul-Löbe Haus des Bundestages zu sehen ist.
Die drei Schwestern bilden den Nukleus der Familie Kahana-Grünwald. Zusammen haben sie mittlerweile 36 Enkelkinder - und die Familie wächst beständig weiter. Zehn Jahre lang reiste Kahana um die Welt, um ihre große Familie zu fotografieren und so ihre Geschichte zu erzählen. Dabei führten sie ihre Reisen sowohl in ultra-orthodoxe als auch in säkulare Haushalte. Der Betrachter kann die jüdischen Wurzeln bei einigen nur schwer erahnen, bei anderen deuten der unverkennbare Bart und die typische Kopfbedeckung unmissverständlich auf ihre religiösen Wurzeln.
Das Besondere an Kahanas Aufnahmen ist, dass sie nicht das Leid, den Schmerz und den Tod darstellen, den der Nationalsozialismus mit sich brachte. Sie zeigen vielmehr, eine Familie, die nach unvorstellbaren Leiden ein neues Leben gewagt hat, gewachsen ist und deren unterschiedliche Vorstellungen vom Leben und Glauben faszinieren.
In Israel erlangte die Ausstellung "Eine Familie" große Beachtung, als sie 2007 im Tel Aviv Museum of Art gezeigt wurde.
Bei seinem Besuch im Bundestag ließ sich auch der israelische Präsident Shimon Peres die Gelegenheit nicht entgehen, die Fotografien zu besichtigen. Zusammen mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und in Begleitung der Künstlerin besuchte er im Anschluss an die Gedenkfeier die Ausstellung. Beim Rundgang erzählte Kahana viele Geschichten über ihre Familie, aber auch über die Entstehung der Bilder. Sie sind nicht allein bemerkenswerte Kunstwerke, sondern auch Zeugnisse eines neuen jüdischen Lebens.