KOREANISCHE GRENZE Auge in Auge stehen sich die Truppen gegenüber
Die Teilung Koreas verursacht auch 65 Jahre danach große Leiden. Die Menschen können immer noch nicht zueinander reisen, sich Briefe schreiben oder miteinander telefonieren. Millionen von Familienangehörigen wurden während des Krieges getrennt und haben sich nie wiedergesehen. Symbol dieser scharfen Trennung ist die schwer befestigte Grenze am 38. Breitengrad. "Wir haben drei gestaffelte…
KOREA Die Beziehungen zwischen dem Norden und Süden haben sich weiter verschlechtert
Zehntausend Schals für Nordkorea. Das ist das Ziel. Yi Chong-ok sitzt in ihrer Wohnung in Ilsan nahe Seoul. Sie hat Platz genommen in dem Sessel gegenüber, ein Stapel halbfertiger Schals auf dem Couchtisch erschwert den Blickkontakt. Sie erzählt über ihr Projekt. Im Herbst will sie fertig sein. Doch zwischen Nord- und Südkorea herrscht wieder Eiszeit. Seit dem Antritt des konservativen…
DEUTSCHLAND UND KOREA Die deutsche Wiedervereinigung ist kein Muster, das man kopieren kann. Aber man kann aus Erfolgen und aus Fehlern lernen
Wer von deutsch-koreanischen Beziehungen spricht, sollte bei "Korea" immer im Plural denken. Notgedrungen. Denn anders als bei "normalen" bilateralen Beziehungen sind es im Fall Korea eigentlich trilaterale. Sie sind Folge der unnatürlichen Teilung dieser Nation. Die historische Parallele der deutschen Teilung liegt auf der Hand. Während sich jedoch auf der koreanischen Halbinsel der geteilte…
GESCHICHTE Vor allem China hat Koreas Entwicklung geprägt. Anfänge datieren zurück bis 2333 vor Christus
Schon der Blick auf Koreas geografische Lage lässt erahnen, welche Mächte die Geschicke des Landes entscheidend geprägt haben. Die Halbinsel liegt im Brennpunkt zwischen China, Japan und Russland. Alle drei haben die Entwicklung Koreas wesentlich beeinflusst und Korea dabei oft zu einem Spielball ihrer Interessen gemacht. Am Anfang der koreanischen Geschichtsschreibung steht die Gründung…
DEUTSCHLAND Der Korea-Krieg schien den US-Amerikanern als Vorbote einer globalen Auseinandersetzung
Als die nordkoreanische Armee am 25. Juni 1950 über den 38. Breitengrad hinweg in den Süden des geteilten Landes vorrückte, löste sie eine Schockwelle aus, die insbesondere die Westeuropäer erfasste. Zwar war ihr Misstrauen gegenüber den Absichten der im Jahr zuvor zur Atommacht aufgestiegenen Sowjetunion ungebrochen. Hatte aber nicht gerade die soeben überstandene Berlin-Krise gezeigt, dass…
MÄCHTE Teilung Koreas bereits in Jalta beschlossene Sache
Der Korea-Krieg war der erste "heiße" im Kalten Krieg und prägte diesen. Der Konflikt in Korea begann als Bürgerkrieg und wurde schnell internationalisiert. Ihm gingen die Truman-Doktrin (Beistandsversprechen für vom Kommunismus bedrohte Staaten vom März 1947), die Berlin-Blockade (1948/49), die Nato-Gründung (April 1949), der erste sowjetische Atomtest (August 1949) und der Sieg der…
KIM IL-SUNG Er herrschte fast 50 Jahre über Nordkorea. Noch heute ist er mit 30.000 Statuen im ganzen Land allgegenwärtig
Täglich pilgern Tausende zum gigantischen Mausoleum von Kim Il-sung im grünen Teil der Hauptstadt Pjöngjang. Lange Laufbänder führen die Menschen an das Grab heran, die Männer im besten Anzug, die Frauen im traditionellen Kostüm. In Dreierreihen schreiten sie zu einer zwölf Meter hohen Statue von Kim Il-sung, die in väterlicher Pose auf das Volk herabblickt. Die nächste Halle ist feucht,…
SÜDKOREA Ein Land auf dem Weg in die politische Normalität
Demokratie braucht Vertrauen: zum Beispiel, dass sich der Gegner auch im Falle einer Niederlage an die Regeln hält. Unter diesem Aspekt gesehen waren die Voraussetzungen für eine demokratische Entwicklung in Südkorea 1953 denkbar schlecht. Der Krieg hatte ein zerstörtes Land hinterlassen, ohne ökonomische Spielräume für eine Befriedung. Vor allem aber blieb die südkoreanische Politik von…
HAMHUNG Eine Reportage aus der »Stadt der Deutschen« in Nordkorea
Die Frau reißt ihren Mund auf, hebt ihren Arm und schreit. Inmitten des Menschenstroms drehen sich Passanten nach ihr um, wenden ihre Köpfe und sehen, auf wen sie zeigt. Entdecken den Ausländer auf der Straße und seine Kamera. Wie er die Stadtbewohner fotografiert, die in Kolonnen zu Fuß von den Feldern zurückkehren. Die ausgemergelt auf den Ladeflächen der wenigen Lastwagen stehen, Bauch an…
DDR Bis zur Wende 1989 pflegten beide Staaten ein betont enges Verhältnis. Nur in der Frage der Wiedervereinigung waren sich Honecker und Kim Il-sung bis zum Schluss nicht einig
Für Erich Honecker war der Besuch in Pjöngjang im Jahr 1984 ein unvergessliches Erlebnis. Hunderttausende Bürger der Koreanischen Demokratischen Voksrepublik, der KDVR, wie sie im kommunistischen Abkürzungsjargon heißt, waren aufgeboten, den Staats-und Parteichef der DDR mit bunten Wink-Elementen zu begrüßen. Nordkoreanische Chöre hatten sogar DDR-Propaganda-Lieder wie "Bau auf, bau auf" und…
PROPAGANDA Ob Rechenaufgaben, Romane oder Geschichtsbücher - die USA sind immer der Feind
In den Tagen vor dem 25. April konnte ich miterleben, wie sich die Straßen in Pjöngjang rot einfärbten. An den Ecken der Kreuzungen wurden rote Flaggen gehisst, rote Wimpel über die Straßen gespannt und auf ebenfalls roten Plakaten mit weißen Schriftzügen die Koreanische Volksarmee verherrlicht, die an diesem Tag ihren 78. Gründungstag feiern sollte. Es gibt viele solcher Feiertage im…
MAUER Die nordkoreanische Propagandamaschine pflegt das Märchen vom Betonwall
Alle Jahre wieder hat Nordkorea einen großen Neujahrswunsch: "Reißt die Mauer nieder!" Die Staatsführung des stalinistischen Staates beschwört die Zerstörung der massiven Betonwand quer durch die koreanische Halbinsel, einer Art zweiten Berliner Mauer, die den Norden vom Süden trennt; ein letzter Eiserner Vorhang zwischen dem kommunistischen Staat und seinem kapitalistischen Bruderland. Der…
KIM JONG-IL Mit seinem Nuklearprogramm sichert sich Nordkoreas Staatschef die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit
Am Tage seiner Geburt, so sagt es die Legende, stand ein doppelter Regenbogen am Himmel. Doch das ist noch nicht alles, Nordkoreas staatliche Historiker fabulieren munter weiter: Direkt über der Holzhütte auf dem heiligen Berg Paektu, in der Kim Jong-il 1942 das Licht der Welt erblickt haben soll, erleuchtete eine Glück verheißende Sternschnuppe das Firmament. Eigentlich wurde der "geliebte…
LUXUS Italiener sollten die Kunst des Pizzabackens lehren
Kim Jong-il ist ein Lebemann. So ließ er zu seinem eigenen leiblichen Wohl in den 1990er Jahren zwei italienische Pizzabäcker einfliegen. Sie sollten Armeeköche in der Kunst des Pizzabackens drillen. Einer der Köche, Ermanno Furlanis, hat seine Erfahrungen in dem Online-Magazin "Asia Times" erzählt. Danach mussten sich die Italiener bei ihrer Ankunft in Pjöngjang Röntgenuntersuchungen und…
ZUSAMMENARBEIT Südkoreas Politik der Annäherung an Nordkorea ist gescheitet - vorerst jedenfalls
Mehr als zwei Jahre nach ihrem Ende wird in Südkorea noch immer über das Vermächtnis der als "Sonnenschein"-Politik bekannten Annäherung an Nordkorea diskutiert. War sie Fluch oder Segen? Seit Jahrzehnten debattieren das konservative und das liberale Lager über den angemessenen Umgang mit einem Nachbarstaat, der nach wie vor als unberechenbar gilt. Umso mehr, da sich die Spannungen zwischen…
ROH TAE-WOO Erst Gefängnis, dann Begnadigung
Der sechste Präsident Südkoreas wird oft in einem Atemzug mit seinem Vorgänger Chun Doo-hwan genannt. Denn die Lebensläufe sind eng miteinander verflochten, angefangen mit der Ausbildung in der Militärakademie in den 1950er Jahren bis hin Entlassung der beiden Ex-Präsidenten aus der Haft 1997. Unter anderem waren sie wegen der blutigen Niederschlagung pro-demokratischer Demonstrationen im…
KIM YOUNG-SAM Als Reformer an die Spitze
Mit Kim Young-sam übernahm im Februar 1993 nach mehr als drei Jahrzehnten wieder ein Zivilist das Präsidentenamt. Lange Zeit lang hatte Kim unter Militärdiktatoren als einer der führenden Oppositionellen für demokratische Reformen in Südkorea gearbeitet. 1987 scheiterte er bei der ersten demokratischen Präsidentschaftswahl, weil er sich mit seinem früheren Mitstreiter Kim Dae-jung über die…
KIM DAE-JUNG Nobelpreisträger für die Annäherung
Von allen Präsidenten Koreas hat Kim Dae-jung den abenteuerlichsten Werdegang. Kim, von 1998 bis 2003 Staatsoberhaupt, war eine Ikone der Demokratie. Sein bedeutendster Moment als Staatschef war der 13. Juni 2000, als er nach Pjöngjang ins stalinistische Nordkorea reiste und sich mit Kim Jong-il traf. Für seine "Sonnenschein"-Politik der Annäherung an den Norden erhielt Kim Dae-jung den…
ROH MOO-HYUN Fortsetzung der Aussöhnung mit Nordkorea
Mit Roh Moo-hyun übernahm 2003 ein geachteter Anwalt für Menschenrechte das Präsidentenamt. Seit Anfang der 1980er Jahre hatte er sich für die Demokratisierung im Lande eingesetzt. Den Anstoß dafür gab Roh seine Verteidigung von Studenten, die wegen des Besitzes verbotener Literatur gefoltert wurden. "Als ich ihre entsetzten Augen und die fehlenden Fussnägel sah, hatte mein bequemes Leben als…
ATOMBOMBE Politische Beobachter gingen lange Zeit davon aus, dass Nordkoreas Drohung nur der Erpressung diente. Jetzt sind die Würfel gefallen
Die verrauschte Botschaft kam über Kurzwelle: Am 6. Oktober 2006 mittags Ortszeit verkündete das nordkoreanische Staatsradio, das kommunistische Land habe erfolgreich und sicher eine Atombombe gezündet. Das unterirdische Experiment sei mit einheimischer Weisheit und Technik erfolgt, so die offizielle Prosa von Nordkorea. Dieses historische Ereignis werde zu Frieden und Stabilität auf der…
WEHRDIENST Pflicht für alle Männer - ohne Ausnahme
Seit Patrouillieren und Wache halten bestimmten seinen Soldatenalltag. Zwei Jahre lang schob Lee Woo-cheol Dienst an der schwer bewachten innerkoreanischen Grenze. Zwei verlorene Jahre. So beurteilen südkoreanische Männer ihre Zeit beim Militär. Auch Lee möchte nicht zurück an die Grenze. "Ich bin froh, dass es vorbei ist", sagt der 26-jährige Angestellte. In Südkorea besteht allgemeine…
STREITKRÄFTE Mehr im Norden, moderner im Süden
Ende Mai erhärtete sich die Vermutung, ein nordkoreanischer Torpedo habe sechs Wochen zuvor die südkoreanische Korvette "Cheonan" versenkt. Nord- und Südkorea befinden sich formal im Kriegszustand, da dem Waffenstillstand von 1953 noch immer kein Friedensabkommen gefolgt ist. Ein Grundlagenvertrag von 1991 verpflichtet beide Seiten zwar zum Gewaltverzicht, aber insbesondere die nordkoreanische…
CHINA Das Land gilt als Nordkoreas einziger Verbündeter. Doch das Misstrauen wächst stetig
Nordkorea und China seien wie "Lippen und Zähne", beschrieb einst Mao Zedong die Beziehung der kommunistischen Bruderstaaten. Heute scheint es jedoch eher, als beiße sich China mit den Zähnen auf die Lippen: So sehr beide Länder auch nach außen ihre Freundschaft beschwören, so sehr ist das Verhältnis von wachsendem Misstrauen geprägt. Zwar ist Pekings Regierung die einzige Macht, in der…
Professor Lankov, China gilt als Nordkoreas einziger Verbündeter. Wie groß ist Pekings Einfluss? Der Einfluss ist gering. Niemand hat einen Hebel, mit dem sich die Nordkoreaner wirklich unter Druck setzen ließen. Trotzdem sind die Chinesen diejenigen, die von allen Ländern den besten Zugang zur Führung in Pjöngjang haben. Sie wissen, wer sich kaufen lässt, und womit. Welche Ziele…
VEREINIGTE STAATEN US-Präsident Barack Obama setzt auf »strategische Geduld«
Nordkorea dominierte die US-amerikanische Außenpolitik den ganzen Kalten Krieg über. Bis zum heutigen Tage hat Amerikas Politik der Eindämmung aber nie wirklich gegriffen. Nach Jahren fragwürdiger Kompromisse und zahlloser Rückzieher im Umgang mit dem Regime haben die USA unter Präsident Barack Obama eine neue Linie der "strategischen Geduld" eingeschlagen. Die in den 1990er Jahren von…
NACHFOLGE KIM JONG-ILS Erbdiktatur, Kollaps des Regimes oder Militärjunta. Alles ist möglich
Mehr als ein dutzend Mal haben internationale Medien in den vergangenen Jahren über den Tod von Nordkoreas Diktator Kim Jong-il spekuliert. Doch bisher haben sich alle Berichte als falsch erwiesen. Trotzdem gilt Kim spätestens seit einem Schlaganfall im August 2008 als gesundheitlich schwer angeschlagen. Die Erkrankung wurde zwar nie offiziell eingestanden, ist aber nicht zu verbergen: Seit…
G20-Vorsitz Südkorea richtet im November einen G20-Gipfel aus - und will damit sein Image in der Welt aufpolieren
Der G20-Gipfel in der Hauptstadt Seoul im kommenden November markiert den vorläufigen Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte Südkoreas. Nach dem Koreakrieg (1950-53) gelang der Aufstieg vom Armenhaus zu einer der 15 größten Volkswirtschaften der Welt. Südkorea will als Vorsitzland eine Mittlerrolle übernehmen. "Vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte können wir helfen, die Kluft zwischen…
Ist das Säbelrasseln Nordkoreas eine Gefahr für den Weltfrieden? "Das Parlament" hat Mitglieder der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe gefragt: Stefan Müller, CDU/CSU Wenn ein Staat…