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Pfandbrief mit Hellas

FINANZEN Versicherungen fordern schnellere Informationen der Emissionsbanken

21.06.2010
2023-08-30T11:25:59.7200Z
2 Min

Pfandbriefe galten bisher immer als besonders sicher. "Mündelsicher" lauteten etwa frühere Bezeichnungen. Auf einen besonderen Aspekt für den Pfandbriefmarkt wies der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer Anhörung des Finanzausschusses am vergangenen Mittwoch hin. Deutsche Versicherungen haben Pfandbriefe mit einem Volumen von 400 Milliarden Euro für ihre Kunden gekauft. Überraschend verlangte der GDV eine höhere Berichtsfrequenz (monatlich statt vierteljährlich) für Pfandbriefbanken und mehr Transparenz über die im Umlauf befindlichen Pfandbriefe. Grund: In den Pfandbriefen seien zum Teil bis zu 20 Prozent Staatsanleihen aus so genannten PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien) enthalten. Diese Länder gelten wegen ihrer hohen Staatsverschuldung als "Sorgenkinder" der Eurozone. Für Griechenland musste bereits ein milliardenschweres Hilfspaket aufgelegt werden, weil dem Land die Pleite drohte.

PIIGS im Stock

Die Versicherer kritisierten, für Investoren seien keine aktuellen Informationen über die Risiken wegen der PIIGS-Papiere im Deckungsstock der Pfandbriefe verfügbar. "Die Finanzmarktkrise ebenso wie die Griechenland-Krise haben die Notwendigkeit einer monatlichen Berichterstattung gezeigt", begründete der GDV seine Forderung.

In der Anhörung zu dem von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der geänderten Bankenrichtlinie und der geänderten Kapitaladäquanzrichtlinie (17/1720) befürworteten die meisten Sachverständigen schärfere Vorschriften für so genannte Kreditverbriefungen. Außerdem will die Regierung verhindern, dass aus Krediten mit zweitklassiger Qualität durch Verbriefungen erstklassig bewertete Finanztitel geschaffen werden können, indem aus verschiedenen Krediten ein neues Wertpapier gebildet wird. Künftig soll eine Bank nur dann in diese Verbriefungen investieren dürfen, wenn der Urheber mindestens fünf Prozent selbst hält. Außerdem ging es in der Anhörung um den gemeinsamen Antrag der vier Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen zur Überarbeitung der Eigenkapitalvorschriften für Banken (17/1756).

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) begrüßte die Fünf-Prozent-Regelung. Damit würden die Anreize für Banken, Risiken bei Krediten komplett weiterzugeben, beendet. Der Entwurf sei "ein großer Schritt nach vorn". Der Selbstbehalt von fünf Prozent sei außerdem für die Institute ein Anreiz, sich die Bonität von Schuldnern vor einer Verbriefung der Kredite genau anzuschauen. Der frühere Bank-Manager Bernd Lüthje bezeichnete den Selbstbehalt als richtig, auch wenn die fünf Prozent auf dem Verbriefungsmarkt nicht weiter auffallen würden. Generell wolle er aber anmerken, dass die Aufsicht den Problemen immer nur "hinterherkleckert".