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Der Mann mit 622 Vorgesetzten

BUNDESTAG Harro Semmler, Krimi-Fan und Hobby-Läufer, ist neuer Direktor der Verwaltung

12.07.2010
2023-08-30T11:26:00.7200Z
2 Min

"Verblendung" hat er schon verschlungen, jetzt packt er sich die dicken Wälzer "Verdammnis" und "Vergeltung" des schwedischen Krimiautors Stieg Larsson in den Koffer. Wenn Harro Semmler in den nächsten Tagen für drei Wochen auf die Insel Wangerooge fährt, dann will er am Meer "noch einmal so richtig Kraft schöpfen". Der Krimi-Fan und Hobby-Läufer wird am 1. August Direktor des Deutschen Bundestags. "Ich werde Teamchef eines 2.700-Mitarbeiter großen Dienstleistungsunternehmens", sagt der 62jährige Jurist. Vom Pförtner über die hauseigene Polizei, vom Besucherdienst über die Technik, von den 22 ständigen Fachausschüssen bis hin zum Bundestagsbüro in Brüssel - "alles muss reibungslos funktionieren", sagt Semmler. Seine "Vorgesetzten" seien die 622 Bundestagsabgeordneten. Die Parlamentarier und die Fraktionen seien schließlich die Nutzer des "Serviceunternehmens Bundestag". Dieses müsse dafür sorgen, dass das gesetzgeberische politische Geschäft ebenso reibungslos wie geräuschlos funktioniert.

Semmlers Motto: "Alle im Haus sollen begeistert am Projekt Parlament mitarbeiten und ihre Aufgabe nicht nur als Job sehen." Eine Kultur der "Corporate Identity" wolle er schaffen und für alle Mitarbeiter ansprechbar sein. Viele werden ihn beim Wort nehmen, Semmler ist im Hause allseits bekannt. Seit 1980 arbeitet er in der Parlamentsverwaltung. Er begann als Referent beim Wehrbeauftragten, durchlief viele Stationen im Bundestag, war etwa Leiter des Büros des damaligen FDP-Fraktionsvorsitzenden Hermann Otto Solms und zuletzt Leiter der "Abteilung P", also für den Bereich Parlament und Abgeordnete zuständig. "Spannend war für mich alles", sagt der neue Verwaltungschef. Er folgt auf Staatssekretär Hans-Joachim Stelzl, der am vergangenen Mittwoch von Bundestagspräsident Norbert Lammert verabschiedet wurde. "Staatssekretär Dr. Stelzl kann auf eine bemerkenswert lange und erfolgreiche Amts- und Dienstzeit zurückblicken", dankte Lammert dem scheidenden Beamten.