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Die neue Supererde

BODEN Lernen von der saugfähigen Einwegwindel

09.08.2010
2023-08-30T11:26:02.7200Z
2 Min

Das deutsche Unternehmen "geohumus international" hat eine Art Kunststoff-Granulat entwickelt, mit dem es erstmals gelingt, Wasser auch in Wüstenböden zu speichern. Es wird der Pflanzenerde beigemischt und versorgt so die Wurzeln mit Wasser. Das Granulat besteht aus so genannten Superabsorbern, die heute in jeder Einwegwindel zu finden sind und mehrere Liter Wasser binden. Bei Wasserkontakt bilden sie eine gelartige, feste Masse; deshalb konnte sie bisher nicht in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Indem der Superabsorber nun mit ultrafein gemahlenen Lavasteinchen versetzt wird, kann er das 80-fache seines Eigengewichts an Wasser aufnehmen, speichern und wieder abgeben. Über drei bis fünf Jahre kann das Granulat im Boden seine Wirkung entfalten, dann wird es ohne Rückstände abgebaut.

Dass dieses Wundermittel tatsächlich auch in trockenen und halbtrockenen Regionen seine Wirksamkeit entfaltet, konnte Professor Hans-Georg Frede von der Universität Gießen auf einer Mangoplantage in Ägypten nachweisen. Es zeigte sich, dass durch das Granulat nicht nur 40 Prozent Wasser eingespart wurden, sondern auch der Fruchtertrag um 34 Prozent höher ausfiel. Die Bäume wuchsen üppiger und trugen mehr Früchte. "Für Mango, Zitronen- und Dattelplantagen sehe ich in diesen Regionen enorme Einspareffekte", sagt Frede.

Wasser sparen

Die Hoffnung auf eine Begrünung von Wüsten hält der Wissenschaftler jedoch auch aus ökonomischen Gründen für illusorisch. Voraussetzung sei zudem, dass Wasser, wenn auch nur in geringen Mengen, verfügbar ist. "Durch das Granulat kann Wasser gespart, aber nicht ersetzt werden", sagt Frede. Einsatzmöglichkeiten von Geohumus sieht er hingegen bei der Anlage von Schutzgehölzen, die eine Ausbreitung der Wüste verhindern sollen, oder zur Effizienzsteigerung von Bewässerungsanlagen, etwa in Zentralasien oder China.

Finanzkräftige Kunden sieht das Unternehmen in den arabischen Wüstenstaaten, vor allem in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Trotz der einhellig positiven Aufnahme läuft der Absatz von Geohumus jedoch noch schleppend. Eine große Hürde sind die Einfuhr- und Zulassungsbestimmungen, die von Land zu Land unterschiedlich sind.

"Außerdem müssen für jede potenzielle Anbauregion zunächst Bodenproben gezogen werden", sagt ein Firmensprecher. "Denn ob das Granulat seine volle Wirkung entfalten kann, hängt beispielsweise auch vom Salzgehalt des Bodens ab", erläutert er. Und so ist das geohumus-Granulat eine gute Idee - doch vom großflächigen Einsatz noch eine Weile entfernt.