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AUFGEKEHRT : Trüffel statt roher Leber

20.12.2010
2023-08-30T11:26:12.7200Z
2 Min

Das Ende der Wehrpflicht ist wohl nicht mehr aufzuhalten. Die Bundesregierung hat dem Vorhaben zugestimmt und auch unter den Parlamentariern ist mit einer deutlichen Mehrheit zu rechnen. Und doch ist es irgendwie schade. Solch tolle Aufnahmerituale wie das Vertilgen roher Schweineleber in Verbindung mit erheblichen Mengen Alkohol gibt's eben nur beim Bund. Auch die Musterung gehört dann der Vergangenheit an. Dadurch wiederum dürften hochinformative Internetplattformen ihre Daseinsberechtigung verlieren, in denen darüber gestritten wird, ab welchem Übergewicht die Chance auf Ausmusterung besteht und ob Hühneraugen am großen Zeh das Ende der militärischen Laufbahn bedeuten. Auch die Antwort auf die Frage, die unter Wehrunwilligen heiß diskutiert wird: Kann ich einen Hüftschaden simulieren, indem ich einen ganzen Tag mit dem gleichen Fuß auf der Bordsteinkante herumlaufe?, interessiert nicht mehr.

Ausgedacht hat sich die Abschaffung der Wehrpflicht ausgerechnet der oberste Dienstherr, Verteidigungsminister zu Guttenberg. Der Freiherr wollte so die Bundeskasse entlasten. Doch richtig zu klappen scheint das nicht. Schließlich ist an die vollständige Auflösung der Bundeswehr nicht gedacht. Die Wehrpflichtigen sollen durch Freiwillige ersetzt werden, die jedoch dem hart umkämpften Arbeitsmarkt abgerungen werden müssen. Da auch beim Militär der Spruch: "Geld regiert die Welt" bekannt ist, soll nun ein dreistelliger Millionenbetrag locker gemacht werden, um junge Leute zur Landesverteidigung zu überreden.

Vielleicht würde es aber auch reichen, das Aufnahmeritual beizubehalten und magenfreundlicher zu gestalten. Statt roher Leber gibt's dann Trüffel satt. Und runtergespült wird das Ganze mit Champagner. Wäre doch gelacht, wenn das nicht den ein oder anderen Nachwuchs-Gourmet zur Truppe zieht.