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Kurz Rezensiert : Angelesen

14.02.2011
2023-08-30T12:16:37.7200Z
2 Min

An Gesamtdarstellungen und Nachschlagewerken zum europäischen Einigungsprozess und zur Europäischen Union mangelt es nun wahrlich nicht. Allerdings kommen sie selten so voluminös daher wie das von Michael Gehler vorlegte Werk. Auf 750 Seiten zeichnet der Historiker die unterschiedlichsten Facetten des Themas nach. Gehler tut es gründlich: Seiner Suche nach den europäischen Ursprüngen in Antike und Mittelalter lässt er eine breite Darstellung der europäischen Visionen von Dante Alighieri über Imanuel Kant bis zu Jean Monnet folgen. Daran schließt sich die Darstellung des Integrationsprozesses nach 1945 bis zu den letzten Erweiterungsrunden der EU um zwölf neue Staaten und den hart umkämpften Vertrag von Lissabon an.

Für Laien ist Gehlers Werk weniger geeignet, dafür ist es zu stark den Grundsätzen einer wissenschaftlichen Darstellung verpflichtet. Vor allem der mit rund 200 Seiten sehr umfangreiche Anhang mit Literaturangaben, Fußnotenapparat, Glossar, Chronologie und Internetadressen macht das Buch aber für ein studentisches Publikum sehr interessant.

Michael Gehler:

Europa. Ideen, Institutionen, Vereinigung

Olzog Verlag, München 2010; 750 S., 39,90 €

Bereits der Titel lässt erahnen, auf welche Reise Jochen Bittner seine Leser schicken wird. Unter der Überschrift "So nicht, Europa", diagnostiziert der Europa- und Nato-Korrespondent der Wochenzeitung "Die Zeit" die großen Fehler der EU. Die kommen einem doch sehr vertraut vor. Kurz: Das europäische Bürokratiemonster schafft es nicht, die wirklich großen Probleme zu lösen, und verliert sich statt dessen in der Regulierung von Nebensächlichkeiten - und vergisst den Bürger dabei. Bittners Analysen und Argumentationen sind durchaus scharf und überzeugend. Und er betreibt auch nicht das übliche und simple Europa-Bashing. Er zeigt die Schwächen in den Institutionen auf, benennt die grundlegenden Konstruktionsfehler der Union, die eine wirklich effiziente Politik verhindern. Hart geht er auch mit den politischen Protagonisten in Kommission und Parlament ins Gericht. Die seien politisch zu wenig profiliert, um sich gegen die nationalen Regierungen und Parlamente durchzusetzten.

Lesenswert ist Bittners Buch durchaus. Aber wirklich Neues liefert er für die Diskussion nicht.

Jochen Bittner:

So nicht, Europa! Die drei großen Fehler der EU.

Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2010; 288 S., 15,40 €