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BUNDESTAG Fraktionen hoffen, dass der Papst zu unterschiedlichen Themen Stellung nimmt

12.09.2011
2023-08-30T12:16:48.7200Z
3 Min

Es ist ein Novum in der Geschichte des Bundestages: Erstmals spricht ein religiöses Oberhaupt vor dem Parlament. Eine Tatsache, die vor allem bei der Linksfraktion umstritten war. Entsprechend unterschiedlich äußern sich die religions- und kirchenpolitischen Sprecher der Fraktionen hinsichtlich ihrer Erwartungen an die Ansprache Benedikts XVI. vor den Abgeordneten. Während Die Linke sich konkrete Aussagen zur Bekämpfung von Armut erhofft, sprechen Union, FDP und Grüne von grundsätzlichen Impulsen für die politische Arbeit.

Maria Flachsbarth (CDU)

Die Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der Unionsfraktion hofft, dass Papst Benedikt XVI. Antworten zur gesellschaftlichen und politischen Situation gibt. Antworten auf Fragen, wie: "Wer hat die Verantwortung für die Finanzmärkte? Wo ist das Primat der Politik geblieben? Nach welchen Werten leben wir? Ist alles nur Konsum und Kommerz oder gibt es wichtigere Dinge in unserem Leben?" Die Deutschen seien in Sorge, sagt die CDU-Abgeordnete. In Sorge darüber, wie es mit Europa weitergeht, wie es um die persönliche Sicherheit in Zeiten des internationalen Terrors bestellt ist. Angesichts dessen könne der Papst "Ermutigung und Zukunftsweisung" geben. Deutschland sei ein weitgehend christlich geprägtes Land, in dem die katholische Kirche jedoch unter einem Vertrauensverlust leide. Der Papstbesuch sei eine Gelegenheit, Vertrauen zu schaffen, sagt Flachsbarth.

Stefan Ruppert (FDP)

Er wünsche sich eine "klare Positionsbestimmung", was die Verortung der katholischen Kirche in der deutschen Gesellschaft und das Verhältnis von Staat und Kirche angeht, sagt der Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften. "Der Papst ist nicht irgendwer, sondern die Stimme der katholischen Kirche in der Welt und zudem ein Deutscher." Insofern habe es eine große Bedeutung, dass er im Bundestag spricht.

Siegmund Ehrmann (SPD)

"Ich denke, Benedikt XVI. wird viele Dinge ansprechen, die unsere Gesellschaft bewegen", sagt der Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften. Die katholische Kirche sei weltweit, und besonders in Deutschland, ein wichtiger Partner im Bereich der Sozial- und Entwicklungspolitik. Ehrmann hofft auf Stichworte zur Wirtschafts- und Finanzkrise, zu Chancengleichheit und Teilhabegerechtigkeit. Zwar gibt er sich skeptisch, ob der Auftritt des Papstes für den Bundestag "zwingend notwendig" ist, jedoch sei sein Deutschland-Besuch für die katholischen Bürger ein wichtiges Ereignis.

Raju Sharma (Die Linke)

Der Papstbesuch werde "eine Aufbruchstimmung bei den Katholiken" verursachen, vermutet auch der religionspolitische Sprecher der Linksfraktion. Als Oberhaupt von 1,2 Milliarden Menschen sei der Papst "ein Gesprächspartner, den man ernst nehmen muss". Sharma hofft, dass der Papst umstrittene Dinge anspricht - etwa "seine Aussagen zur Homosexualität" - und zudem konkret die Bekämpfung von Armut, die Reduzierung der Rüstungsexporte und den Ausbau der Entwicklungszusammenarbeit thematisiert. "Da gibt es große Übereinstimmungen zwischen der Linken und der katholische Kirche", glaubt Sharma.

Josef Winkler (Grüne)

erwartet eine "wegweisende Rede" des Papstes im Parlament. "Ich würde mir wünschen, dass es nicht um Tagespolitik geht, sondern Benedikt XVI. darüber hinaus Impulse gibt, die wir in unserer politischen Arbeit verwenden können", sagt der Sprecher für Kirchenpolitik und interreligiösen Dialog seiner Fraktion. Er halte es für bedeutsam, dass der Papst die Einladung des Bundestagspräsidenten angenommen hat.