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Schwere Politik in leichter Sprache

KULTUR Parlament debattiert über SPD-Antrag zum barrierefreien Zugang

30.01.2012
2023-08-30T12:17:24.7200Z
2 Min

Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte der Menschen mit Behinderungen aus dem Jahr 2006 spricht eine deutliche Sprache: Sie fordert für behinderte Menschen "vollen Zugang zur physischen, sozialen, wirtschaftlichen und kul- turellen Umwelt, zu Gesundheit und Bildung sowie zu Information und Kommunikation". Wie diese Forderung konkret umgesetzt werden kann, demonstrierte die SPD-Fraktion in der vergangenen Woche mit ihrem Antrag (17/8485) für einen barrierefreien Zugang zur Kultur, zu den Medien und zur Informations- und Kommunikationswelt. Den legten die Sozialdemokraten dem Bundestag nämlich nicht nur im üblichen formalen und bürokratischen Parlamentsdeutsch vor, sondern auch in der sogenannten Leichten Sprache.

Die Leichte Spache wurde entwickelt für Menschen mit einer geistigen Behinderung oder geringen Sprachfähigkeiten. Sie arbeitet mit kurzen, einfachen Sätzen, vermeidet Fach- und Fremdworte, verzichtet auf Abkürzungen und den Konjunktiv, Texte werden übersichtlich gestaltet und arbeiten auch mit Bildern.

Es reiche eben nicht aus, die Bordssteinkante für Rollstuhlfahrer abzusenken, um eine barrierefreie Umwelt für Menschen mit Behinderung zu schaffen, argumentierte die SPD-Abgeordnete Ulla Schmidt am vergangenen Freitag in der ersten Lesung des Antrags. "Auch die Sprache kann eine Barriere sein", fügte sie an. So sprechen sich die Sozialdemokraten in ihrem Antrag nicht nur dafür aus, Gebäude der Kultur-, Medien- und Informationswelt behindertengerecht zu gestalten. Ebenso müssten Filme und audiovisuelle Medien verstärkt durch den Einsatz von Untertiteln, Audiodeskriptionen, Gebärdensprache für seh- und hörbehinderte Menschen erschlossen werden. Dies gelte auch für öffentliche Informationsangebote wie die des Bundestages. Ulla Schmidt forderte in ihrer Rede eine entprechende Selbstverpflichtung des Parlaments.

Für ihren Antrag in Leichter Sprache bekam die SPD Anerkennung aus allen Fraktionen - selbst aus dem Koalitionslager. Dies könne eine "Inspiration für uns alle" sein, lobte der FDP-Abgeordnete Reiner Deutschmann. Auch zu den prinzipiellen Zielen des Antrags bekannten sich alle Fraktionen. Allerdings, so schränkte der CDU-Parlamentarier Marco Wanderwitz ein, dürfe dabei die angespannte Haushaltslage nicht aus den Augen verloren werden. Zudem habe die Bundesregierung bereits ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Barrierfreiheit auf den Weg gebracht.

Mehr Unterstützung bekam die SPD von den anderen Oppositionsfraktionen. So forderte Ilja Seifert (Die Linke), es werde höchste Zeit, dass der Bundestag seine Debatten endlich durch Simultandolmetscher in Gebärdensprache übersetzen lasse. Die Grünen-Abgeordnete Tabea Rößner schloss sich der Forderung nach mehr barrierfreien Angeboten in Film und Fernsehen an, zu dem ihre Fraktion ebenfalls einen Antrag (siehe Seite 13) vorgelegt hat.