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Kurz notiert

12.03.2012
2023-08-30T12:17:27.7200Z
4 Min

Theodor Heuss (1949 bis 1959)

Der promovierte Nationalökonom wurde am 12. September 1949 der erste Bundespräsident. Er gab dafür sein Bundestagsmandat und den Vorsitz der nach dem Krieg neu gegründeten FDP auf. Dem bei Amtsübernahme 65-Jährigen gelang es, Brücken der Verständigung zu bauen in einer Welt, die der jungen Bundesrepublik noch mit sehr viel Misstrauen begegnete. 1954 wurde er mit breiter, parteiübergreifender Mehrheit wiedergewählt. Heuss wurde in der jungen Bundesrepublik in hohem Maße als Ideal eines Bundespräsidenten empfunden. Er starb 1963 in Stuttgart im Alter von 79 Jahren.

Heinrich Lübke (1959 bis 1969)

Der im Sauerland geborene Lübke saß während der NS-Zeit 20 Monate in Haft. Unmittelbar nach dem Krieg trat er der CDU bei. Lübke gehörte dem Bundestag seit 1949 mit einer Unterbrechung an und war von 1953 an Bundeslandwirtschaftsminister. Am 1. Juli 1959 wurde Lübke zum Bundespräsidenten gewählt; 1964 erfolgte seine Wiederwahl, diesmal auch von der SPD mitgetragen. Lübke engagierte sich besonders für die Entwicklungszusammenarbeit. Er besuchte 35 Länder, vor allem in der "Dritten Welt". Lübke erkrankte noch während seiner Amtszeit schwer an Krebs. 1972 starb er.

Gustav Heinemann (1969 bis 1974)

Noch als CDU-Mitglied wurde Heinemann 1949 Bundesinnenminister. Im Oktober 1950 trat er aus Protest gegen die Wiederbewaffnung zurück und aus der CDU aus. Von Frühjahr 1957 an SPD-Mitglied, wurde Heinemann im Jahr 1966 Bundesjustizminister. Drei Jahre später wurde er erst in dritten Wahlgang mit sechs Stimmen Vorsprung zum Bundespräsidenten gewählt. In seinem Amt trat er für die Versöhnung mit den von Deutschland unter dem NS-Regime besetzten Staaten Europas ein. Früh verzichtete er auf eine Wiederwahl. Heinemann starb 1976.

Karl Carstens (1979 bis 1984)

Als wandernder Präsident ist der CDU-Politiker Karl Carstens in die Geschichte eingegangen. Mehr als 1.500 Kilometer hat er zu Fuß durch Deutschland zurückgelegt. 1914 in Bremen geboren, fand der habilitierte Jurist und Diplomat erst relativ spät mit 57 Jahren in die Politik. Von 1973 bis 1976 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und anschließend Bundestagspräsident, wurde Carstens 1979 zum Bundespräsidenten gewählt. 528 Wahlleute stimmten für ihn (die CDU/CSU hatte die absolute Mehrheit). 1992 starb er mit 77 Jahren in Meckenheim bei Bonn.

Walter Scheel (1974 bis 1979)

Der "singende Bundespräsident", der einst mit dem Lied "Hoch auf dem gelben Wagen" populär wurde, ist mittlerweile 92 Jahre alt. Dem Bundestag gehörte Scheel von 1953 bis zu seiner Wahl als Bundespräsident an. Seit 1946 in der FDP, wurde er 1968 deren Bundesvorsitzender. Als Außenminister in den Jahren von 1969 bis 1974 galt Scheel gemeinsam mit Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) als "Vater der Entspannungspolitik". Am 15. Mai 1974 wurde er mit den Stimmen von SPD und FDP zum Bundespräsidenten gewählt. (Interview Seite 2)

Richard von Weizsäcker (1984 bis 1994)

Weizsäcker, der im Mai 1984 Bundespräsident wurde, hielt die berühmteste Rede seiner Amtszeit am 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges. Vor dem Bundestag sprach er vom "Tag der Befreiung" und vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Weizsäcker wurde 1969 Mitglied des Bundestages. Zwischen 1981 und 1984 war er Regierender Bürgermeister von Berlin. 1989 wurde Weizsäcker ohne Gegenkandidat als Staatsoberhaupt wiedergewählt und war seit dem 3. Oktober 1990 Bundespräsident aller Deutschen.

Roman Herzog (1994 bis 1999)

Als der Präsident mit der "Ruck"-Rede gilt Herzog, der als Nachfolger Weizsäckers am 23. Mai 1994 gewählt wurde. Herzog erklärte 1997 in seiner Berliner Rede, dass angesichts verkrusteter Strukturen ein "Ruck" durch Deutschland gehen müsse, um ein seiner Ansicht nach weitverbreitetes Gefühl der Stagnation zu überwinden. Herzog, 1934 geboren, CDU-Mitglied seit 1970, wurde 1983 zum Mitglied des Bundesverfassungsgerichts gewählt und war seit 1987 dessen Vorsitzender. 1996 führte Herzog in Deutschland den 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ein.

Johannes Rau (1999 bis 2004)

Rau, der am 16. Januar 1931 geboren wurde, trat 1958 in die SPD ein und wurde im gleichen Jahr in den Landtag von Nordrhein-Westfalen gewählt. 1978 wurde Rau Ministerpräsident des Landes. Unter seiner Führung konnte die NRW-SPD dreimal die absolute Mehrheit verteidigen. Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit zählte ein Besuch in Israel, bei dem er vor der Knesset in deutscher Sprache das israelische Volk um Vergebung für die Verbrechen des Nationalsozialismus bat. Rau erlag 2006 einer schweren Krankheit - kurz nach seinem 75. Geburtstag.

Horst Köhler (2004 bis 2010)

Die politische Klasse hat sich bisweilen schwergetan mit ihm, dafür war er bei der Bevölkerung umso beliebter. Als siebtes von acht Kindern einer deutschen Bauernfamilie 1943 in Polen geboren, siedelte Köhler mit seiner Familie bald darauf in den Westen Deutschlands über. 1976 trat er in den Bundesdienst ein und arbeitete sich bis zum Direktor des Internationalen Währungsfonds hinauf. 2004 als Kandidat von Union und FDP zum Bundespräsidenten gewählt, wurde er 2009 im Amt bestätigt. Am 31. Mai 2010 reichte er überraschend seinen Rücktritt ein.

Christian Wulff (2010 bis Februar 2012)

Als er ins Schloss Bellevue einzog, war der 51-jährige der jüngste Bundespräsident Deutschlands. Als er es wieder verließ, hatte der Jurist die kürzeste Amtszeit im höchsten Staatsamt absolviert. In der Affäre um einen günstigen Privatkredit und kostenlose Urlaube mussten die Deutschen den Eindruck bekommen, dass eine für Bundespräsidenten unziemliche Nähe zu Managern und Unternehmern bestand. Nachdem die Staatsanwaltschaft Hannover die Aufhebung von Wulffs Immunität beantragt hatte, trat er am 17. Februar zurück.