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Kurz notiert

27.08.2012
2023-08-30T12:17:36.7200Z
6 Min

19. September 1951 Die erste Ausgabe der Wochenzeitung "Das Parlament" erscheint als Prototyp. Gegründet wird sie auf Initiative des Bundesinnenministeriums und des Verlags Giradet & Co. in Hamburg. Die kurz darauf gegründete Bundeszentrale für Heimatdienst sorgt für die fachliche Betreuung.

Von Anfang an bestimmt die Tagesordnung des Bundestagsplenums die Themengewichtung im Blatt. In der ersten Ausgabe geht es etwa um Familienhilfen, das Tarifvertrags- und das Bundesbaugesetz. Die Debatten werden im Wortlaut wiedergegeben - inklusive der Zwischenrufe. Die Redakteure sorgen für den Umbruch, schmieden die Überschriften und wählen die Bilder aus. Und sie formulieren in einem Geleitwort in der ersten Ausgabe ein Anliegen, das die Wochenzeitung auch heute noch für sich in Anspruch nehmen kann: "Die Wochenzeitung ‚Das Parlament' will dir helfen, dir eine selbständige politische Meinung über deine Volksvertretung und deinen Abgeordneten zu bilden, die parlamentarische Arbeit aus unmittelbarer Anschauung kennenzulernen (…). ‚Das Parlament' berichtet nicht nur über den Bundestag, es führt dich selbst in ihn hinein. Du hörst und liest, was die Abgeordneten der verschiedenen Parteien wirklich gesagt und getan haben. Du siehst sie im Bilde und kannst dir eine Vorstellung von ihnen machen. Und du kannst dich selbst mit ihnen unterhalten, sie fragen und ihnen deine Meinung zu ihrer Rede sagen."

November 1952 Herausgeber von "Das Parlament" wird die "Bundeszentrale für Heimatdienst", die später in "Bundeszentrale für politische Bildung" umbenannt wird. Damit wird "Das Parlament"bundesweit bekannt. Die Redaktion wird zwar in die Bundeszentrale integriert, die Redakteure verbleiben jedoch vorerst noch "auf Weisung und Rechnung der Bundeszentrale" im Angestelltenverhältnis beim Verlag Giradet & Co.

1953 Die Redaktion führt als festen Bestandteil die Sparte "Das politische Buch" ein, in der politische und zeitgeschichtliche Neuerscheinungen besprochen werden.

1961 Die Redakteure werden in das Bundesangestelltenverhältnis übernommen.

1963 Die Zeitungsherstellung (Umbruch) und die Redaktionsräume werden vom Köllen-Verlag in die Bonner Universitäts-Buchdruckerei (bub), Baunscheidtstraße 6, verlegt. Hier verbleibt die Redaktion bis zum Umzug 1999 nach Berlin.

1970er Jahre "Das Parlament" berichtet aus parlamentarisch bewegter Zeit: Die Wochenzeitung dokumentiert die leidenschaftlichen Bundestags-Debatten zu den Ostverträgen der sozialliberalen Regierung und das Mißtrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) im Frühjahr 1972 (siehe Seite 15). Debatten-Höhepunkte sind auch das Ringen um die Reform des Paragrafen 218 - die Fristenregelung für Schwangerschaftsabbrüche - und die Reaktionen auf den linksextremen Terror im Herbst 1977. Damals entführte und ermordete die Rote Armee Fraktion mehrere Repräsentanten des Staates und der Wirtschaft (siehe Seite 16).

Neu in der Wochenzeitung ist die Rubrik "Teleforum" auf der letzten Seite. In ihr rezensieren jeweils drei Autoren aus verschiedenen politischen Blickwinkeln eine Sendung, einen Film oder eine Serie und gehen der Frage nach den "Wirkungen des Fernsehens auf politische Einstellungen" auf den Grund.

1970 Der alte Fraktur-Schriftzug von "Das Parlament" hat endgültig ausgedient und wird durch eine neue, modern und schnörkellos anmutende Schrift ersetzt.

Januar 1973 Nach mehr als zwei Jahrzehnten gehen Druck und Vertrieb der Wochenzeitung vom Verlag Giradet in Hamburg zur Paulinus-Druckerei in Trier über.

1980er Jahre Zunehmend finden auch außerparlamentarische Bewegungen und Ereignisse Eingang ins Blatt. Neben dem Kerngeschäft - der Dokumentation der parlamentarischen Debatten, Entscheidungen und Abläufe - widmet die Zeitung Themenseiten und ganze Themenausgaben der aufkommenden Umweltbewegung, den Demonstrationen und Protesten gegen das Wettrüsten zwischen Ost und West und den Nato-Doppelbeschluss, aber auch den Neuen Medien und der Einführung des Privatfernsehens Mitte der 1980er-Jahre.

Die letzte Seite wird zur "Kehrseite" umbenannt. Sie bietet Raum für Porträts, Personalia, Berichte von Parteitagen und auch buntere Stücke und Einblicke in die Arbeit der Bundestagsverwaltung. Außerdem bekommt die Zeitung eine feste Gliederung in Ressorts und Rubriken: Seitentitel wie Bundestag, Bundesrat, Europäisches Parlament, Geschichte, Panorama, Aus den Ländern und das schon seit 1953 als fester Bestandteil eingeführte "Politische Buch" weisen dem Leser den Weg durch die Zeitung.

1989/1990 Der Fall der Mauer am 9. November 1989 läutet einen Epochenwechsel ein. "Das Parlament" dokumentiert den Weg zur deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 (siehe Foto). Die Redakteure und Autoren berichten ausführlich über die Situation in der DDR und die erste freie Volkskammerwahl im März 1990. Die Wirtschafts- und Währungsunion ist ebenso Thema wie die die 2+4-Verhandlungen mit den Weltkriegs-Alliierten USA, Sowjetuinon, Großbritannien und Frankreich und jene zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR zum Vertrag über die Herstellung der Einheit Deutschlands.

Januar 1990 In dieser bewegten Zeit gehen wichtige Neuerungen bei der Wochenzeitung fast unter: Bereits Ende der 1980er Jahre diskutiert die Redaktion intensiv über ein neues Layout und über einen neuen Kopf des Blattes. Ausgeführt werden die Arbeiten von dem Zeitungsdesigner Norbert Küppers. Im Januar 1990 ist es dann soweit: Vom Direktorium der Bundeszentrale kaum bemerkt wird das neue Layout eingeführt. Debatten von Bundestag und Bundesrat, Dokumentationen und Artikel werden nun "im Block" umbrochen. Ein neuer Zeitungskopf kann wegen Streitigkeiten im Direktorium der Bundeszentrale noch nicht eingeführt werden.

März 1990 Die Vorboten des digitalen Zeitalters erreichen die Redaktion: Bisher mussten aus den Räumen des Deutschen Depeschen-Dienstes (ddp) die Agenturfahnen einmal pro Woche von einem Volontär abgeholt werden. Jetzt kommen die Agenturmeldungen von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) aktuell auf die Computerbildschirme der Redakteure. Die Zeitung selbst produzieren sie allerdings noch ganz altmodisch: Artikel, Bilder, Grafiken, Überschriften und Bildunterzeilen werden per Klebeumbruch mit der Hand zusammengestellt.

Juli 1990 Die Redaktion erhält auf Anregung des Vorsitzenden des "Kuratoriums für politische Bildung" beim Bundestag, Gerhard Reddemann (CDU/CSU), ein Redaktionsstatut. Angelehnt am Statut der Deutschen Welle kann das Direktorium der Bundeszentrale nun nicht mehr in redaktionelle Verantwortlichkeiten eingreifen.

Januar 1991 Mit einjähriger Verspätung und nach dem Eingreifen des Bundesinnenministeriums und des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung beim Bundestag kann die Redaktion den neuen Kopf der Zeitung präsentieren. Hauptstreitpunkt im Direktorium war, ob das Signet der Bundeszentrale in den Zeitungskopf gesetzt werden soll.

Sommer 1995 Das digitale Zeitalter kehrt auch bei der Zeitungsproduktion ein. Die Debattendokumentationen werden nun am Bildschirm redigiert, gekürzt und zusammengestellt. Die redaktionellen Seiten sowie die Themenausgaben müssen aus vertraglichen Gründen noch vier weitere Jahre per Hand und Klebeumbruch bearbeitet werden.

August 1996 "Das Parlament" wird bunter: Ein Teil der Seiten, zunächst Titel- und Rückseite, erhalten farbige Bilder und Grafiken.

Sommer 1999 Die Redaktion verlässt nach 34 Jahren die vertrauten Räume in der Bonner Baunscheidtstraße. Neuer Redaktionssitz ist Berlin, Friedrichstraße 236. Von jetzt an werden alle Seiten per elektronischem Umbruch produziert. Einzig die Themenausgaben, deren Produktion bis zum Ende des Jahres per Klebeumbruch noch in Bonn erfolgt.

Sommer 2000 Aus dem Innenministerium werden Gerüchte laut, dass das "Das Parlament" eingestellt werden soll. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) will demnach den Etat des Blattes zukünftig für die Bekämpfung des Rechtsradikalismus verwenden.

November 2000 Die Weichen werden gestellt, um die Zeitung aus der Bundeszentrale herauszulösen und in die Verwaltung des Deutschen Bundestages zu integrieren. Mit der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2001 ist besiegelt, dass die Redaktion zum Deutschen Bundestag gehören wird.

Januar 2001 Die Überführung der Redaktion von "Das Parlament" in die Bundestagsverwaltung gelingt reibungslos. Sie wird mit der bisherigen Redaktion des BundestagsNachrichtendienstes "hib" ("Heute im Bundestag") verschmolzen. Räumlich bleiben die beiden Redaktionsteile aber vorerst noch getrennt, die neuen Gebäude des Bundestages sind noch nicht bezugsfertig.

Anfang 2002 Die Wochenzeitung erhält eine weitere Auffrischung des Layouts mit wiederum neuem Kopf.

März 2003 "Das Parlament" wird von jetzt an in Frankfurt am Main gedruckt und von dort aus auch vertrieben. Das Blatt wird nunmehr durchgängig in Farbe produziert.

April 2003 Die Redaktion wird auch räumlich zusammengeführt. Ein großes Manko der "alten" Parlamentsredaktion wird beseitigt: Es wird nun regelmäßig ausführlich und umfassend über die umfangreiche Ausschusstätigkeit des Bundestages berichtet.

Februar 2007 Erneut ändert "Das Parlament" sein Erscheinungsbild und erhält sein bis heute gültiges Layout.