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Der Bundestag zum Mitmachen

BÜRGERFEST Beim Parlamentsspiel im "Forum Plenarsaal" ging es um die Wurst

08.10.2012
2023-08-30T12:17:39.7200Z
3 Min

Dass das Verspeisen einer Weißwurst ganz eigenen Regeln folgt, ist bekannt. Aber braucht es dazu einen "Weißwurstel-Zuzel"-Gesetzentwurf, samt Debatte und anschließender Abstimmung? Was sonst wohl kaum auf der Tagesordnung des Bundestages stehen dürfte, war beim Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit möglich. Während des zweitägigen Bürgerfests präsentierte sich der Deutsche Bundestag in der Münchner Innenstadt. Die Besucher konnten Politiker aller fünf Fraktionen treffen und beim Parlamentsspiel im Forum Plenarsaal selbst zum stimmberechtigten Abgeordneten werden.

Spielerisch erfuhren die Besucher beispielsweise, dass man aufsteht, wenn der Bundestagspräsident den Plenarsaal als letzter betritt, dass dieser, obwohl er einer Fraktion angehört, die Sitzungen neutral leiten muss, aber auch wie intensiv die Arbeitswoche der Parlamentarier ist, selbst wenn man im Fernsehen manchmal leere Stuhlreihen im Sitzungssaal sieht.

Zur Einstimmung auf die gespielte Plenarsitzung lief ein siebenminütiger Film mit Highlights vergangener Bundestagssitzungen. Dann folgte der Bundestag zum Mitmachen. In Form eines Rollenspiels wurden Erwachsene, Jugendliche und Kinder Teil einer rund 20-minütigen Plenarsitzung. Am Ende stimmten sie mit ihren eigenen Stimmkarten über das vorgestellte Weißwurstzuzel-Gesetz ab.

Engagiert, mit Wortwitz und Spielfreude erläuterten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Besucherdienstes des Bundestages als "Stellvertreter" des Bundestagspräsidenten, Bundeskanzlers, und Bundesratspräsidenten die jeweiligen Aufgaben, Rechte und Pflichten. Auf unterhaltsame Art und Weise erfuhren die Besucher so viele Details zur Funktion, Arbeitsweise und Geschichte des Parlaments. In die Reden zum Weißwurstzuzel-Gesetz wurden geschickt Basisinformationen zur Bundestagsarbeit eingestreut.

"Neue Kollegen"

Doch auch die echten Abgeordneten stellten sich ihren "neuen Kollegen". Jede Fraktion informierte eine Stunde lang über ihre Arbeit. Den Anfang machte die Fraktion Die Linke Eva Bulling-Schröter, Klaus Ernst und Harald Weinberg forderten mehr Transparenz in der Politik und die Abschaffung der Rente mit 67. Auch ein Vizepräsident und eine frühere Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages stellten sich den Besuchern. Eduard Oswald (CSU) und Gerda Hasselfeldt, die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, mussten viele Fragen zum Betreuungsgeld und zur Energiewende beantworten.

Manche Politiker ließen es sich nicht nehmen, die Rollen im Planspiel zu übernehmen. So kam es, dass auf dem Bürgerfest in München mit Beate Walter-Rosenheimer zum ersten Mal eine "Bundeskanzlerin" von Bündnis 90/Die Grünen die Regierungserklärung verlas. Unterstützt wurde sie von Parteichefin Claudia Roth, die Fragen zum Gesetzentwurf "Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare" beantwortete.

Die FDP-Fraktion kam mit drei Vertretern in den Mini-Plenarsaal. "Bundeskanzler" Jimmy Schulz, Rainer Stinner und "Bundesratspräsident" Daniel Volk diskutierten mit den Anwesenden über die Frage: "Soll die Praxisgebühr abgeschafft werden?"

Für die SPD traten die Abgeordneten Martin Burkert, Florian Pronold und Marianne Schieder vor die Bürger. Auch sie erklärten die Arbeitsabläufe im Bundestag und im Wahlkreis. Außerdem hatten sie den Antrag "Zukunft braucht Jugend - für einen guten Start in die Arbeitswelt" zur Diskussion mit anschließender Abstimmung vorgelegt.

Die zentrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit finden seit 1990 immer in dem Bundesland statt, das zu diesem Zeitpunkt den Vorsitz im Bundesrat innehat - in diesem Jahr fiel die Wahl deshalb auf die bayerische Landeshauptstadt.