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Botschafter zwischen den Nationen

AUSTAUSCH Seit 1983 besuchen deutsche und US-Jugendliche das jeweils andere Land

08.10.2012
2023-08-30T12:17:39.7200Z
3 Min

Den Höhepunkt ihres Deutschlandjahres erlebten sie erst am Ende ihres Austausches: 328 junge Amerikaner kamen am 15. Juni diesen Jahres zum "Berlin-Tag" in die Hauptstadt. Hier wurden sie von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und dem amerikanischen Botschafter in Deutschland, Philip D. Murphy, im Bundestag empfangen.

Die Jugendlichen sind alle Teilnehmer des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) des Deutschen Bundestages und des amerikanischen Kongresses. Anlässlich des 300. Jahrestages der ersten deutschen Einwanderung nach Amerika wurde das PPP 1983 ins Leben gerufen und ermöglicht seitdem jedes Jahr deutschen und amerikanischen Jugendlichen, ein Jahr im jeweils anderen Land zu verbringen. Das Ziel des Programmes ist es, die deutsch-amerikanischen Beziehungen durch den gegenseitigen Kontakt zu festigen Die Stipendiaten repräsentieren dabei als "junge Botschafter" ihre Heimat im Ausland und vermitteln die politischen und kulturellen Werte ihres Landes.

Auf diese Weise gehen jedes Jahr 360 Jugendliche aus Deutschland in die USA: 285 Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 17 Jahren besuchen eine lokale High School. 75 junge Berufstätige zwischen 16 und 24 Jahren gehen ein halbes Jahr an eine Berufsschule und absolvieren danach ein Praktikum in einer amerikanischen Firma. Im Gegenzug reisen 350 Amerikaner nach Deutschland. Für Wolfgang Börnsen (CDU), Berichterstatter für Internationale Austauschprogramme des Bundestages, ist es ein "einzigartiges Austauschprogramm", das mit seiner Konzentration auf junge Menschen dazu beiträgt, das enge Verhältnis zwischen Amerika und Deutschland für die Zukunft zu stärken. Insgesamt haben schon über 20.000 Jugendliche daran teilgenommen.

Die Paten

Das Besondere an dem Programm ist, dass die Stipendiaten von Bundestagsabgeordneten nominiert und auch von diesen als Paten betreut werden. Jeder Abgeordnete eines Wahlkreises hat sowohl einen deutschen, als auch einen amerikanischen Stipendiaten. Der Grad der Betreuung kann dabei ganz unterschiedlich sein, von einem einfachen Gratulationsschreiben über kontinuierlichen E-Mailkontakt bis hin zu Einladungen nach Berlin reicht das Spektrum. "Jeder Parlamentarier macht das unterschiedlich, generell sind sie aber sehr interessiert", sagt Michael Reinold vom Referat Internationale Austauschprogramme des Bundestages. "Das trifft übrigens sowohl für die Betreuung der deutschen, als auch der amerikanischen Stipendiaten zu."

Alle Bewerber müssen ein zweistufiges Auswahlverfahren durchlaufen. Der erste Teil wird im Auftrag des Deuztschen Bundestags durch ausgewiesene Jugendaustausch-Organisationen übernommen. Diese sind für bestimmte Bundestagswahlkreise zuständig. Sie treffen aufgrund der eingesandten Bewerbungsunterlagen eine Vorauswahl und laden einige Schüler noch einmal zu einem besonderen Auswahltag ein. Dieser besteht aus Gesprächen, einer Diskussionsrunde und einem Test der allgemeinen politischen Bildung. So wird geprüft, ob die Bewerber für ein Stipendium für die Vereinigten Staaten geeignet sind. Neben guten Schulleistungen und guten Englischkenntnissen sind soziale Kompetenz, Allgemeinwissen und Interesse an politischen und gesellschaftlichen Vorgängen ausschlaggebend. Die Austauschorganisationen legen den Patenabgeordneten dann eine Liste mit Kandidaten zur Auswahl vor. Im zweiten Schritt nominiert dann der Abgeordnete einen Kandidaten.

Neben den Reise- und Programmkosten werden die notwendigen Versicherungen sowie die Kosten für die Vor- und Nachbereitungsseminare vom Bundestag übernommen. Einzig das Taschengeld müssen die Stipendiaten selbst aufbringen. Die Teilnehmer des Programms für junge Berufstätige verdienen jedoch im zweiten Halbjahr ihr eigenes Geld. Vor Ort sind alle Stipendiaten in Gastfamilien untergebracht, damit sie die Sprache und die Kultur des Gastlandes besser kennenlernen und Anschluss vor Ort finden.

Amerikanische Gäste

"Amerikaner füllen mit dem Programm gerne ihr Überbrückungsjahr zwischen dem Ende der High School und dem Beginn des Studiums", erklärt Hartwig Prüßmann die Motivation der Stipendiaten. Prüßmann ist Koordinator bei Open Door International, das die amerikanischen Stipendiaten in Deutschland betreut. Auch diese sind bei Gastfamilien untergebracht. Während die Teilnehmer des Schülerprogrammes die ganze Zeit am Unterricht in einem Gymnasium teilnehmen, gehen die jungen Berufstätigen hier nur für einige Wochen zur Schule, um Anschluss unter Gleichaltrigen zu finden. Erst danach absolvieren sie die Praktika. Der "Berlin Tag" ist für sie dann der offizielle Abschluss ihres Aufenthaltes in der Bundesrepublik Deutschland.

In den USA heißt das Programm übrigens "Congress Bundestag Youth Exchange" (CBYX). Julian Burgert