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Junge Onliner und alte Offliner

MEDIEN Fachgespräch über die Auswirkungen der digitalen Informationsgesellschaft

21.01.2013
2023-08-30T12:23:52.7200Z
2 Min

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Medienwelt, sondern auch die Gewohnheiten der Nutzer. Wie lässt sich dieser Wandel mit gleichzeitig immer mehr Konvergenz beschreiben und welche medienpolitischen Konsequenzen muss die Politik daraus ziehen? Das waren die zentrale Fragestellungen eines Fachgesprächs des Bildungs- und des Wirtschaftsausschusses am vergangenen Mittwoch über eine entsprechende Studie (17/11959) des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Bundestag (TAB).

In der aktuellen Studie seien Breitbandstrategien im internationalen Vergleich untersucht worden, erläuterte TAB-Leiter Armin Grunwald. Der Leiter der Studie, Bernd Beckert, machte deutlich, dass die untersuchten Länder Australien, Finnland, Großbritannien und USA allesamt ambitioniertere Ziele in der Breitbandversorgung als Deutschland verfolgen würden. Im Gegensatz zur Bundesrepublik, wo eine Versorgung mit 50 Megabit pro Sekunde für 75 Prozent der Haushalte bis 2014 angestrebt werde, würden in allen anderen genannten Ländern 100 Megabit pro Sekunde anvisiert. In Finnland wolle man dieses Ziel schon 2015 erreichen, in Australien 2021.

Dieter Elixmann vom Wissenschaftliche Institut für Kommunikationsdienste Bad Honnef vertrat die Position, dass eine vollständige Abdeckung mit Breitbandinfrastruktur in keinem Land der Welt unter Marktbedingungen profitabel sei. "Die Finanzierung aus öffentlichen Mitteln ist unabdingbar", war seine Botschaft an die Politik.

Leitmedien

Ein zweiter Schwerpunkt war dem langfristigen Medienwandel gewidmet. Ist das Fernsehen bei den meisten Nutzern zwar immer noch das sogenannte Leitmedium, so holt das Internet laut der Untersuchung von Uwe Hasebrink und Hermann-Dieter Schröder vom Hans-Bredow- Institut in Hamburg aber kräftig auf. Bei jungen Menschen nehme das Internet in der Nutzung bereits 40 Prozent ein. Das Radio komme auf 30 Prozent, das Fernsehen auf 28 Prozent und die Tageszeitung werde nur noch zu zwei Prozent der Medienzeit genutzt. Gleichwohl stellte Hasebrink zur Diskussion, ob man überhaupt noch von einem Leitmedium sprechen könne: "Entscheidend ist die Einsicht, dass es in konvergierenden Medienumgebungen um das Zusammenspiel der verschiedenen Medien geht und dass den verschiedenen Medien in den Medienrepertoires verschiedener Bevölkerungsgruppe spezifische Leitfunktionen zukommen."

Passend dazu hatte Birgit van Eimeren, zuständig für Unternehmensplanung und Medienforschung im Bayerischen Rundfunk, ausgeführt, dass immerhin 24 Prozent der deutschen Bevölkerung sogenannte "Offliner" seien, die meisten davon über 60 Jahre alt. Deren Medienverhalten unterscheide sich gewaltig von dem der Menschen, die das Internet regelmäßig und auch kompetent nutzen.