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Susanne Kailitz
Kurz notiert

Das Jahr 1989 wird für ihn immer ein besonderes Datum bleiben. Nicht nur, weil die friedliche Revolution in der DDR ihm die Freiheit brachte, sich für einen Lebensweg zu entscheiden. "Damals begann auch mein politisches Engagement bei den Jusos", sagt Axel Brückom, "und ich war froh, dass ich dort mitmachen konnte, wo schon meine großen politischen Vorbilder Helmut Schmidt und Willy Brandt gewirkt haben." Parallel zum praktischen Engagement setzte er seine Leidenschaft auch bei der Berufswahl um: bei einem Studium der Politikwissenschaft.

Anders als die beiden SPD-Politiker aber sieht der 41-Jährige seine Spielwiese auf dem Feld der Kommunalpolitik. Er ist Abgeordneter im Chemnitzer Stadtrat, ist dort Vorsitzender der SPD-Fraktion. "Für mich ist Politik auf der kommunalen Ebene am greifbarsten. Man kann Dinge direkt vor Ort beeinflussen und sieht unmittelbar, worüber man entschieden hat." Besonders stolz mache ihn, dass es ihm mit seiner Fraktion in Chemnitz gelungen sei, viel Geld in die Sanierung von Schulen und Kindertagesstätten zu leiten. "Inzwischen gibt es dabei auch Hilfe vom Freistaat, aber zu Beginn haben wir das aus eigener Kraft geschafft. Das ist eine große Sache", sagt der dreifache Vater.

Hauptberuflich leitet Brückom die Chemnitzer Niederlassung einer großen Bildungseinrichtung. Eine anspruchsvolle Aufgabe - und trotzdem nimmt er sich wöchentlich zwischen zehn und 15 Stunden Zeit für die Politik. Ehrenamtlich. "Klar hat man auch immer wieder mal Frust und fragt sich: Warum tue ich mir das an? Wenn man bei einer Abstimmung mit Pauken und Trompeten scheitert, obwohl ganz klar ist, dass damit der falsche Weg eingeschlagen wird oder sich merkwürdige Mehrheiten durchsetzen, ist das besonders gravierend." Doch nie sei sein Ärger so groß gewesen, dass er ernsthaft darüber nachgedacht habe, wirklich alles hinzuschmeißen.

Bei aller Begeisterung: Ambitionen, in die wirklich "große Politik" zu gehen, hat Brückom nicht. Aus einer tiefen Überzeugung: "Ich bin mir sicher, dass man sich nie von der Politik abhängig machen sollte. Wer Politik zum Broterwerb macht, der wird Teil der Mandats- erhaltungs-Maschinerie, der ist nicht mehr frei und hat immer im Hinterkopf, dass er sich die nächste Aufstellung sichern muss. Das wird mit nicht passieren: Wenn ich nicht mehr gewählt werde, habe ich meinen Beruf und meine wirtschaftliche Existenz steht nicht in Frage." Brückom hat keine Lust auf Strippenziehereien oder Hinterzimmergespräche, er will sich den Spaß am politischen Handeln nicht nehmen lassen. Wer darauf keine Lust habe, dürfe hinterher nicht meckern: "Wenn ich nicht selbst mitmache, entscheidet ein anderer für mich und ich weiß nicht, ob das in meinem Sinne ist. Also kümmere ich mich lieber selbst."

Aus Politik und Zeitgeschichte

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