Piwik Webtracking Image

Kurz notiert

25.11.2013
2023-08-30T12:24:08.7200Z
5 Min

Mythos einer Doppelagentin: Mata Hari

Bis heute gilt sie als der Inbegriff der Spionin, die für ihre Agententätigkeit auch gezielt ihre körperlichen Reize einsetzte: Mata Hari. Dabei ist bis heute nicht abschließend geklärt, in welchem Umfang und mit welchem Erfolg sie Spionage betrieb. Als Margaretha Geertruida Zelle 1876 im niederländischen Leeuwarden geboren, machte sie sich unter dem Künstlername Mata Hari in der Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs als exotische Tänzerin international einen Namen.

Wohl aus Geldnöten wegen ihres luxuriösen Lebensstils trat Mata Hari im Herbst 1915 in den Dienst des deutschen Geheimdienstes, der sie unter dem Decknamen "H 21" führte. Sie sollte wohl in Paris Informationen über französische Truppenbewegungen sammeln. Im Februar 1917 veranlasste der französische Militärgeheimdienst, der von den britischen Diensten gewarnt worden war, ihre Festnahme. Am 25. Juli wurde sie nach eineinhalb Tagen Prozess wegen Hochverrats und Doppelspionage zum Tode verurteilt. Am 15. Oktober wurde sie nahe Paris von einem Exekutionskommando erschossen. Ob sie wirklich eine raffinierte Doppelagentin war, wird sich frühestens ab dem Jahr 2017 klären lassen, wenn das französische Kriegsministerium die Gerichtsakten freigeben sollte.

Der Generalstabsoffizier: Alfred Redl

Die Motive für den Verrat an seinem Heimatland und die militärischen Auswirkungen sind bis heute nicht abschließend geklärt. Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass Oberst Alfred Redl wegen vermeintlicher Homosexualität erpresst wurde, in der späteren Forschung wurde dies bestritten. Der Verrat von Informationen über die österreichisch-ungarische Armee kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs an Russland, Frankreich und Italien habe lediglich der Finanzierung seines luxuriösen Lebensstils gegolten, sagen andere Forscher.

Der 1864 im galizischen Lemberg geborene Alfred Redl legte eine mustergültige Offizierskarriere hin. Lange Zeit war er in leitender Stellung beim militärischen Nachrichtendienst tätig, zuletzt bekleidete er den Rang eines Oberst und Generalstabschefs des achten Armeekorps in Prag.

Im Mai 1913 wurde er als Spion enttarnt und festgenommen. Um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden, bekam Redl nahe gelegt, Selbstmord zu begehen. Eine Offiziersdelegation übergab Redl in seinem Hotelzimmer Gift und eine geladene Pistole. Am nächsten Morgen wurde Redl tot aufgefunden. Die Presse wurde darüber informiert, Redl habe sich "aus unbekannter Ursache" erschossen.

Kriegsentscheidende Warnung: Richard Sorge

Richard Sorge, geboren 1895 als Sohn eines Deutschen und einer Russin, spionierte über Jahre als deutscher Journalist getarnt für den sowjetischen Militärgeheimdienst GRU, ab 1929 aus China und ab 1933 aus dem Kaiserreich Japan. Der überzeugte Kommunist war offiziell der NSDAP beigetreten und arbeitete mit dem deutschen Nachrichtendienst und der deutschen Botschaft in Japan zusammen. So gelangte er immer wieder an Geheiminformationen. Er informierte die Sowjets über den Antikomintern-Pakt zwischen dem Deutschen Reich und Japan und warnte vor einem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor. Zwei Tage vor dem Überfall der Wehrmacht auf die UdSSR übermittelte er Moskau ausführlich über den deutschen Aufmarsch, die Stärke und Ziele der deutschen Armeen. Stalin ignorierte die Warnung jedoch als Fehlinformation. Vor der Schlacht um Moskau im Jahr 1941 gab er die kriegsentscheidende Information an die Sowjets, dass Japan nicht wie befürchtet die UdSSR im Osten angreifen wird. So konnten russische Divisionen aus Sibirien in den Westen abgezogen werden und der deutsche Vormarsch wenige Kilometer vor Moskau gestoppt werden.

Im Oktober 1941 wurde Sorge von der japanischen Geheimpolizei enttarnt und verhaftet, am 7. November 1944 hingerichtet. Die Sowjetunion hatte Sorge inzwischen fallen lassen, um Stalins Fehleinschätzung bezüglich der Warnung vor dem deutschen Angriff zu vertuschen. In der Chruschtschow-Ära bekam er posthum den Titel "Held der Sowjetunion" verliehen.

Intellektuelle auf Abwegen: Die "Cambridge Five"

Sie waren die wahrscheinlich erfolgreichsten Agenten, die für die Sowjetunion im Westen arbeiteten: die "Cambridge Five". Angetan vom Kommunismus ließen sich fünf junge Intellektuelle - Kim Philby, Donald Maclean, Guy Burgess, Anthony Blunt und John Cairncross - noch wähend ihres Studiums in den 1930er Jahren am Trinity College der Universität Cambridge vom sowjetischen Geheimdienst NKWD (später KGB) anheuern. Ihr Ziel: Sie sollten im britischen Geheimdienst Karriere machen. Und dies taten sie auch. Während des zweiten Weltkriegs versorgten sie die UdSSR mit Informationen über Waffentechnologie und Strategien der westlichen Alliierten. Stalin misstraute ihnen allerdings und hielt sie für Doppelagenten. Zum Teil halfen sie zudem beim Aufbau der CIA in den USA und hatten Kontakt zum amerikanischen Nuklearwaffen-Programm.

Burgess und Maclean flüchteten 1951 in die Sowjetunion. Philby war bis 1963 als Agent für die Briten bevor er 1963 ebenfalls in die UdSSR floh. Blunt wurde 1964 enttarnt, als Leiter der königlichen Gemäldegalerie wurde ihm jedoch Immunität eingeräumt, um die Königsfamilie vor dem Skandal zu schützen. Neben den "Cambridge Five" existierte offenbar auch an der Universität Oxford eine Agentenring des KGB.

Im Zentrum der Macht: Günter Guillaume

Es war der Spionageskandal der bundesdeutschen Geschichte. An seinem Ende nahm Kanzler Willy Brandt (SPD) vorzeitig seinen Hut. Am 24. April 1974 wurde der persönliche Referent von Brandt, Günter Guillaume in Bonn wegen Spionageverdachts festgenommen. Bei seiner Verhaftung sagte er: "Ich bin Offizier der Nationalen Volksarmee der DDR und Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Ich bitte, meine Offiziersehre zu respektieren." In den 1950er Jahre war der DDR-Bürger Guillaume von der Stasi angeheuert worden und für eine Agententätigkeit im Westen ausgebildet worden. Im Jahr 1956 siedelte er mit seiner Ehefrau Christel Boom, die ebenfalls für die Stasi arbeitete, in die Bundesrepublik über. Dort trat er in die SPD ein und machte Karriere, die ihn schließlich ins Bundeskanzleramt führte. Einen Monat nach Guillaumes Verhaftung trat Brandt am 7. Mai als Kanzler zurück.

Guillaume wurde wegen Landesverrats zu 13 Jahren, seine Frau zu acht Jahren Haft verurteilt. Anhand der Stasi-Akten lässt sich heute zeigen, dass die Agententätigkeit Guillaumes nicht all zu bedeutend war. Und dies, obwohl er es bis in das Zentrum der Macht aufgestiegen war.

Sündenbock im US-Interesse: Oliver North

Ein Agent im eigentlichen Sinne war er nicht. Aber er zeichnete verantwortlich für eine der größten und umstrittensten Geheimoperationen der USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Lieutenant Colonel Oliver North, im Weißen Haus als Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats für die Koordination verdeckter Operationen zuständig, übernahm im Jahr 1987 vor einem Untersuchungsausschuss des Kongresses die Verantwortung in der Iran-Contra-Affäre und entlastete so Präsident Ronald Reagan und Vizepräsident George Bush.

Von der US-Regierung war in den 1980er Jahre mit den Einnahmen aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran die rechtsgerichtete Guerilla-Bewegung der Contras in Nicaragua gegen die sandinistische Regierung unterstützt worden. Dies war ein klarer Verstoß gegen einen Kongressbeschluss. Zudem waren die Gelder ursprünglich für den Freikauf amerikanischer Geiseln im Libanon vorgesehen gewesen. In den Anhörungen im US-Kongress kam auch ans Licht, dass die Contras über Jahre mehrere Tonnen Kokain in die USA geschmuggelt und dass der Auslandsgeheimdienst CIA diese Aktivitäten wissentlich geduldet hatte. North überstand die Affäre trotz Falschaussagen vor dem Kongress und schwerer Dienstvergehen wegen Verfahrensfehlern in seinem Prozess als freier Mann.