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Druck auf die Hintermänner

ZWANGSPROSTitution Experten fordern besseren Opferschutz

26.05.2014
2023-08-30T12:26:14.7200Z
2 Min

Die Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution sollen besser geschützt und die kriminellen Hintermänner stärker verfolgt werden. Darüber herrschte vergangenen Woche große Einigkeit unter den Sachverständigen im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Die Abgeordneten hatten zu einer öffentlichen Anhörung eingeladen, um über die Situation von Zwangsprostituierten in Deutschland und Europa zu diskutieren.

Petra Follmar Otto vom Deutschen Institut für Menschenrechte forderte, das Aufenthaltsrecht von Betroffenen aus Drittstaaten von ihrer Rolle im Strafverfahren abzukoppeln. Derzeit dürften Frauen, die vor Gericht gegen Zuhälter aussagen, nur bis zum Abschluss des Verfahrens in Deutschland bleiben. Außerdem beklagte die Juristin, dass es immer noch nur unzureichendes Wissen um das Ausmaß der Zwangsprostitution und Menschenhandels gebe. Deshalb forderte sie den Aufbau einer unabhängigen Berichterstatterstelle gegen Menschenhandel.

Auf das Fehlen verlässlicher Statistiken verwies auch Suzanne Hoff von der Organisation "La Strada International" (LSI). Hoff sprach sich zudem dagegen aus, Freier zu bestrafen. Diese würden oft dazu beitragen, dass Opfer aussagten. Eine Kriminalisierung der Freier, wie in Schweden geschehen, führe zu mehr Gewalt gegen die Frauen.

Der Journalist Michael Jürgs , der sich publizistisch intensiv mit dem Thema Menschenhandel beschäftigt hat, sah das genauso. Nötig sei ein schärferes Vorgehen gegen die Hintermänner. Er forderte ein komplettes Einfrieren der Vermögen von angeklagten Zuhältern und Menschenhändlern und eine Beweislastumkehr, was die Herkunft des Geldes anbelangt. "Menschenhandel ist nichts anderes als Sklaverei in moderner Form." Carsten Moritz vom Bundeskriminalamt wies auf die Schwierigkeit hin, Opfer zur Aussage zu bewegen. Sie seien in der großen Mehrheit Angehörige von Clanstrukturen und sagten nicht gegen ihr soziales Umfeld aus. Zudem seien sie oft traumatisiert, ihre Familien daheim benötigten das Geld oder würden bedroht. Elvira Niesner von der Beratungsstelle "Frauenrecht ist Menschenrecht" (FIM) wies darauf hin, dass die meisten Opfer Armutsmigrantinnen aus Osteuropa ohne festen Wohnsitz, Steuernummer oder Krankenversicherung seien. Es sei schwer, diese Frauen zu erreichen. Niesner forderte, die Informationsangebote für die Frauen zu verbessern. Diese hätten oftmals keine Schulbildung, kein Vertrauen in die Behörden und kein Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken.