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Marken der Macht

GESCHICHTE Grenzen im Wandel der Zeit

07.07.2014
2023-08-30T12:26:17.7200Z
2 Min

Grenzen trennen und verbinden gleichermaßen. Sie sind fließend und doch fest. Sie geben Bewegungsspielräume vor und grenzen ihn gleichzeitig ein. Sie sind eine feste Konstante der menschlichen Geschichte, deren Funktionen sich in tausenden von Jahren nicht geändert haben. Deshalb widmet der Politikwissenschaftler Wilfried von Bredow ihnen sein Buch "Grenzen. Eine Geschichte des Zusammenlebens von Limes bis Schengen".

"Die Menschen haben schon immer großen Wert darauf gelegt, ihr Territorium zu markieren" schreibt von Bredow. Dabei ging es immer um Schutz durch symbolische und reale Macht sowie um das Einbeziehen und das Ausschließen von Menschen diesseits und jenseits der Grenzen. Letzteres spielte immer auch eine große Rolle für die Identität der eigenen Gruppe.

Staatenbildung

Die ersten Grenzen entwickelten sich aus Revieren zum Jagen und Sammeln und seien noch relativ offen gewesen. Mit dem Beginn der Sesshaftigkeit wurden die Reviere kleiner, dafür aber deutlicher markiert. In der modernen Staatenwelt wurden Grenzen immer wichtiger, so von Bredow, denn jetzt dienten sie nicht nur als Markierung eines Territoriums, sondern auch der Kennzeichnung dieses Territoriums als Staat.

Mit dem Nationalismus wurden Grenzen außerdem zu Trennlinien zwischen nationalen Identitäten. Mit dem Ende des Kalten Krieges und der Globalisierung seien Grenzen zwar poröser geworden, siehe Schengen-Raum. Der 11. September 2001 habe diese Tendenz jedoch wieder gestoppt. "Grenzen fungieren als Schlüsselkonzept politischen Handelns", schreibt er.

Wilfried von Bredow vermittelt einen guten Überblick über Geschichte, Sinn und Zweck sowie den Wandel von Grenzen im Laufe der Zeit. Dabei geht er auch über die rein geografischen Aspekte hinaus, beleuchtet zum Beispiel "Grenzgänger" wie Schmuggler oder die Ambivalenz von hüben und drüben. Besondere Aufmerksamkeit erhalten deshalb die "hybriden Grenzen" wie die amerikanisch-mexikanische Grenze, an der die kulturellen Unterschiede langsam verschwinden.

Die Texte sind gut zu lesen und werden von vielen anschaulichen Bildern flankiert. Auf diesen sind Beispiele für Grenzen aus aller Welt zu sehen, welche die Entwicklung, die Vielfältigkeit, aber auch die Brutalität und Zufälligkeit von Grenzen optisch gelungen verdeutlichen.

Wilfried von Bredow:

Grenzen. Eine Geschichte des Zusammenlebens von Limes bis Schengen. Theiss Verlag, Darmstadt 2014; 208 S., 39,95 €