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GESCHICHTE : Sehnsucht nach neuer Menschenkette

Ausstellung und Podiumsdiskussion zu »Baltischem Weg« vor 25 Jahren

29.09.2014
2023-08-30T12:26:20.7200Z
2 Min

Am 23. August 1989 formierten sich eine Millionen Esten, Letten und Litauer zu einer 600 Kilometer lange Menschenkette, um für die Unabhängigkeit ihrer Staaten zu demonstrieren, die sie mit dem genau 50 Jahre zuvor verabredeten Hitler-Stalin-Pakt verloren hatten. An diesen „Baltischen Weg“ erinnerte der Bundestag am vergangenen Freitag im Paul-Löbe Haus mit einer Podiumsdiskussion und einer Ausstellung, die einen Eindruck von den bewegenden Ereignissen vor 25 Jahren vermittelt.

Wie eng das baltische Freiheitstreben mit Fall der Mauer in Berlin verknüpft ist, machte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in seinen Grußworten deutlich. Der Transformationsprozess in Mittel- und Osteuropa sei durch die parallel stattfindenden Aktivitäten „wechselseitig ermutigt, befördert und befeuert“ worden. Nach diesen revolutionären Ereignissen in Europa sei es bis vor Kurzem nicht vorstellbar gewesen, „dass es in der unmittelbaren Nachbarschaft der Europäischen Gemeinschaft wieder zu demonstrativen Verletzungen des Völkerrechts und zu einem Bruch des Prinzips der territorialen Integrität europäischer Staaten kommen würde“.

Wie stark diese gerade errungene Freiheit durch die „bedauerliche Wiederbelebung scheinbar ein für allemal überwundener Dominanzattitüden“, so Lammert über die neue Rolle Russlands, gefährdet ist, darüber diskutierte der Vorsitzende der deutsch-baltischen Parlamentariergruppe, Alois Karl (CSU), mit Vertretern der jeweiligen parlamentarischen Partnergruppen.

Kritik am Westen In Erinnerung an die Menschenkette sagte der estnische Parlamentarier Jaak Aaviksoo, in diesem Augenblick sei ihm klar gewesen, „dass es kein zurück mehr gibt“. Heute allerdings versuche der Kreml die gewachsenen europäischen und transatlantischen Beziehungen auf die Probe zu stellen. Der Vorsitzende der Litauisch-Deutschen Freundschaftsgruppe, Kestutis Masiulis, versicherte, die Freiheitsbewegung in seinem Land habe zwischen 1939 und 1989 trotz sowjetischer Unterdrückung immer weitergelebt. Er kritisierte den nach seiner Meinung zu schwachen Widerstand der westlichen Welt gegenüber Russland: „Wer sagt Nein, wer sagt Stopp?“. Sein Appell lautete: „Wir brauchen eine neue Menschenkette von Berlin bis Kiew!“ Der lettische Parlamentarier Edvards Smiltens betonte aber, dass sich die baltischen Staaten als EU- und Nato-Mitglieder in einer sichereren Position befänden als die Ukraine.