Aufgekehrt : Die Ära der Nullzinspolitik
Nullzinspolitik, Negativ- oder Strafzinsen – der Sparer wird derzeit mit Dingen konfrontiert, die sein bisheriges bescheidenes ökonomisches Basiswissen auf den Kopf stellen. Die Notenbanken, von Tokio, Frankfurt, London bis New York, die seit Jahren mit riesiger Geldschöpfung samt Nullzinsen große Finanzkrisen bewältigen wollen, signalisieren dem Bürger: Dein Geld ist nichts mehr wert, Du bekommst deshalb fürs Sparen auch keinen Preis mehr. Und wer da an eine vorübergehende Phase denkt, bei der man sein Geld nur eine Weile unters Kopfkissen stecken muss und dann kommen die guten alten Zins-Zeiten wieder, liest fast täglich in der Zeitung: Nein, wir sind in eine neue Phase des Geldes eingetreten, es kann sehr lange dauern bis zu einer Trendwende, wenn überhaupt. Und während die Sparer-Enteignung im Bundestag kein Thema ist und unser Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) noch stolz seine „Schwarze Null“ propagiert, sollte die neue Ära dem Normalbürger der Startschuss für seinen ganz persönlichen Nihilismus sein: Gib´ Dein bisschen Geld aus, bevor es immer weniger Wert ist. Werde zum Griechen und verschulde Dich. Sind die Taschen leer, wird einfach Geld geliehen, zu beinahe null Prozent Zinsen.
Schon sehen Soziologen wie Dirk Baecker in der Nullzins-Politik „das Ende der Moderne“ gekommen und sagen den Abtritt des sinnstiftenden Götzen Geld auf der ganzen Welt voraus. Es werde bald neue Währungen geben, die wichtiger sind als Geld, etwa bestimmte Fähigkeiten, Wissen oder Kontakte. Und wieder einmal hätte sich dann der Spruch des französischen Philosophen Voltaire als wahr erwiesen: „Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null.“