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Mike Smith: Boko Haram. Der Vormarsch des… : Kurz rezensiert

Mike Smith: Boko Haram. Der Vormarsch des Terror-Kalifats. - C.H. Beck Verlag, München 2015; 272 S., 14,95 €

16.11.2015
2023-08-30T12:28:12.7200Z
2 Min

"Es ist besser, die ganze Welt wird zerstört, als dass das Blut eines einzigen Muslim vergossen wird". So verkündete es Mohammed Jusuf, Gründer der salafistischen Terrorgruppe "Boko Haram" (zu deutsch: "Bildung verboten"), im Jahr 2009 in einem Video. Im April 2014 erlangte die Terrorbewegung zweifelhafte internationale Berühmtheit, nachdem sie fast 300 Schülerinnen entführt hatte.

Mike Smith, Journalist der Nachrichtenagentur Agence France-Presse, beobachtete Boko Haram jahrelang vor Ort. In seinem hervorragend recherchierten Buch beschreibt er die Entstehungsgeschichte und die Aktivitäten der Bewegung: Neben ihrem Kampf gegen die "westliche Demokratie", die "unislamische westliche Bildung" und rechtsstaatliche Strukturen erklärte die Organisation auch Nigerias "korrupter Regierung und deren Sicherheitskräften" den Krieg. Dabei schreckt sie nicht davor zurück, Mädchen als Selbstmord-Attentäterinnen einzusetzen.

Smith führt die regionalen Erfolge von Boko Haram vor allem auf den wirtschaftlichen Niedergang des islamischen Norden Nigerias zurück. Zwar gelang es der britischen Kolonialregierung, dort einige Schulen zu gründen. Allerdings wurde den christlichen Missionen, die im Süden des Landes ein Bildungswesen nach westlichem Vorbild aufbauten, der Zugang zum Norden verwehrt.

"Neben kulturellen und historischen Faktoren sind jedoch vor allem die legendäre Korruption und Misswirtschaft in Nigeria verantwortlich für den desolaten Zustand des Nordostens und des Landes insgesamt", betont der Smith. Daher hätten die Nigerianer aller Ethnien und Regionen jegliches Vertrauen in ihre Regierung verloren. Erschwerend komme die "Erbsünde" des Kolonialismus hinzu: Aus diversen traditionellen Gesellschaften und Hunderten von ethnischen Gruppen wurde das heutige Nigeria willkürlich zusammengewürfelt. Das westafrikanische Land "ist nur dem Namen nach ein Nationalstaat".