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Aufgekehrt : Es wird zurückgegiftet

19.01.2015
2023-11-08T12:33:07.3600Z
1 Min

Medien im Netz haben ein Problem: den gemeinen Internetkommentator (Gik). Ob in ihren Foren oder in den Sozialen Netzwerken, der Internetkommentator ist da. Er hat zu allem eine Meinung, gern kontrovers und wirr, rassistisch und/oder sexistisch. Von den Medien hält der Kommentator gemeinhin wenig. In der Gik-Gemeinschaft herrscht Einigkeit über die aus ihrer Sicht linksradikal-rot-grüne-neoliberale, USA-Israel-Islam-hörige, kriegstreibende, von elitären Praktikanten, Feministinnen und Gutmenschen gesteuerte Systemeinheitslügenpresse.

Die so Angesprochenen reagierten lange Zeit zurückhaltend. Zu schlimme Beiträge wurden gelöscht, an die „Netiquette“ erinnert und der höfliche Umgang miteinander angemahnt. Doch jetzt scheint sich das Klima zu ändern. Es wird, mehr oder weniger augenzwinkernd, zurückgegiftet. „Meedia“ berichtete jüngst über diesen Sinneswandel der im Digitalen weilenden Kollegen. Insbesondere die „Welt“ tue sich damit hervor. Dort wird inzwischen auf Vorwürfe, die Berichterstattung zum Beispiel über Russland sei von „von oben“ gesteuert, entsprechend mit ironischer Transparenz reagiert. In epischer Länge führt das Soziale-Medien-Team aus, wie und warum Barack Obama bei ihnen anrief und gerade an diesem Tag eine bestimmte Nachricht verbreitet sehen wollte – und welche Getränke die Kollegen der „Abteilung Agitation“ im 19. Stock des Springer-Hochhauses zu sich nahmen, bevor sie eine mediale „Nebelkerze“ zünden konnten. Es geht auch kürzer: Auf „Lügenpresse“ wird schon mal mit „Lügenkommentator“ geantwortet. Bringt den demokratischen Diskurs nicht weiter, ist aber unterhaltsam.