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Kurz rezensiert

13.06.2016
2023-08-30T12:30:03.7200Z
2 Min

Uwe Krüger ist weit davon entfernt, sich in den hysterischen "Lügenpresse"-Chor einzureihen. Aber er hat Deutschlands Politik-Journalisten und Redaktionen einige höchst unangenehme Befunde ins Stammbuch geschrieben: Zu homogen und zu einseitig sei ihre Berichterstattung. Die Presse wäre gut beraten, diesen Vorwurf ernst zu nehmen, denn Leser und Zuschauer hat das unangenehme Gefühl beschlichen, überall das Gleiche serviert zu bekommen.

Den Ursprung für die verbreitete Skepsis der Medienkonsumenten verortet Krüger in der Berichterstattung über die Ukraine-Krise. An konkreten Beispielen kann der wissenschaftliche Mitarbeiter in der Abteilung Journalistik an der Universität Leipzig belegen, dass die Presse eine auffällig einseitige und prowestliche Sichtweise transportierte. Selbst Außenminister Frank-Walter Steinmeier konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der "Konformitätsdruck in den Köpfen der Journalisten ziemlich hoch scheint". Wenn sich Journalisten dies von einem Politiker sagen lassen müssen, ist etwas schief gelaufen.

Krüger belässt es in seinem lesens- und empfehlenswerten Buch jedoch nicht beim Journalisten-"Bashing", sondern präsentiert Erklärungen für den Hang zum beklagten "Mainstream". So rekrutiere die journalistische Zunft ihren Nachwuchs vorwiegend aus dem Millieu der urbanen Mittelschicht. An den Journalistenschulen, die gleichsam als Kaderschmieden für das zukünftige Führungspersonal fungierten, werde eine "überdurchschnittlich starke soziale Selektion" betrieben. Krüger beschreibt zudem die schlechten Arbeitsbedingungen in den Redaktionen, die aufgrund einbrechender Werbeeinnahmen und Verkaufszahlen personell ausgedünnt wurden.

Uwe Krüger hat aber auch einen Appell an das kritische Publikum: Wer innerhalb des Mainstreams die "investigativen, subversiven, gegen den Strich bürstenden Beiträge" suche, der werde auch fündig. Und wer seine berechtigte Kritik äußern wolle, soll dies aber bitte ohne Schmähungen und sachlich-konstruktiv tun.