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Vor 30 Jahren... : Flüchtlinge als Druckmittel

25.07.2016
2023-08-30T12:30:04.7200Z
1 Min

26.7.1986: Kohl äußert sich zur "Asylantenfrage". Die Menschenmassen vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin, besser bekannt als Lageso, lieferten eines der Bilder, das bleiben wird von der Flüchtlingskrise des vergangenen Jahres. Fast in Vergessenheit geraten ist, dass es in den 1980er Jahre in Berlin ähnliche Bilder gab: Flüchtlinge stehen in Schlangen vor Behörden, hausen in Turnhallen. 10.000 Menschen stellten 1986 pro Monat einen Asylantrag in der Bundesrepublik. Die meisten kamen über die DDR - was Helmut Kohl (CDU) am 26. Juli 1986 klare Worte finden ließ. Der Bundeskanzler sprach von einem "unerträglichen Zustand". Bonn werde über die "Asylantenfrage (...) entschieden und sehr nachdrücklich" mit der DDR sprechen. Es sei "alles andere als ein freundlicher Akt", dass die DDR "Wirtschaftsasylanten" ungehindert nach West-Berlin einreisen ließe. Die DDR brachte die vor allem aus Afrika und Asien stammenden Menschen als Transitreisende zum Ost-Berliner Flughafen Schönefeld. Von dort konnten sie in den West-Teil reisen. Die Union vermutete, dass die DDR so die politischen Verhältnisse in der Bundesrepublik gezielt destabilisieren wollte. Das Interesse Ost-Berlins lag wohl zumindest darin, die Bundestagswahl 1987 zugunsten der Sozialdemokraten zu beeinflussen . Nach Verhandlungen mit der DDR-Führung veröffentlichte die SPD ein Flugblatt mit dem Titel "SPD macht's möglich - DDR stoppt Asylanten-Transit". Im Gegenzug stellte die SPD für den Fall eines Wahlsiegs offenbar die Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft in Aussicht. Benjamin Stahl