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Parlamentarisches Profil : Dagmar Freitag: Die Mehrkämpferin

25.07.2016
2023-08-30T12:30:04.7200Z
3 Min

Wenn in der zweiten Olympiawoche von Rio de Janeiro die Leichtathletik-Wettbewerbe starten, steigt auch bei Dagmar Freitag (SPD) die Anspannung. "Mein Herz hängt am Mehrkampf", sagt die Vorsitzende des Sportausschusses, die zugleich Vizepräsidentin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) ist. Sie musste in der jüngeren Vergangenheit auch zur Kenntnis nehmen, dass es in "ihrer" Sportart in Russland ein Dopingsystem gibt, "von dem wir gehofft hatten, das wir es eigentlich hinter uns gelassen hätten". Gegen das russische Staatsdoping hat der Weltleichtathletikverband aus ihrer Sicht mit der Sperre des russischen Verbandes ein richtiges Zeichen gesetzt. "Nur wenn es sich nachweisen lässt, dass russische Athleten über einen ausreichenden Zeitraum einem funktionierenden Kontrollsystem unterlagen, sollten sie unter neutraler Flagge starten dürfen." Daher sehe sie es sehr kritisch, "dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) offenbar plant, bei den russischen Athleten kurz vor den Spielen noch fix ein paar Tests zu machen, um dann mit Verweis auf negative Ergebnisse die Sportler unter russischer Fahne starten zu lassen".

Der Kampf gegen Doping - Dagmar Freitag kämpft ihn seit vielen Jahren und drang lange mit ihrer Forderung nach einem Anti-Doping-Gesetz vor allem bei der Union nicht durch. In dieser Legislaturperiode gelang dann der Durchbruch. Wahrscheinlich habe auch die Union erkannt, "dass es so, wie es war, nicht weitergehen konnte", vermutet sie. Letztlich entscheide das Parlament, ob und welches Gesetz verabschiedet wird. "Es war vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vermessen zu glauben, in dieser Frage das letzte Wort haben zu können", macht sie deutlich. Mit dem DOSB und speziell seinem Vorstandsvorsitzenden Michael Vesper ficht Freitag so manchen Strauß aus. Stichwort Olympiabewerbung. Man müsse klären, was die Gründe für die Ablehnung durch die Hamburger waren. "Dabei ist es ein entscheidender Unterschied, ob die Bevölkerung sagt: Olympische Spiele wollen wir generell nicht, oder ob sie Olympische Spiele nur in der jetzigen Form und in der jetzigen Glaubwürdigkeitskrise der internationalen Sportverbände ablehnt." Erlaubt sein müsse aber auch die Frage, "ob diejenigen, die nun schon die dritte gescheiterte Bewerbung zu verantworten haben, noch an der Spitze einer weiteren Bewerbung stehen sollten". Der Verweis auf den DOSB ist überdeutlich. Damit nicht genug: Auch hinsichtlich der Reform der Spitzensportförderung kritisiert die Sportpolitikerin den DOSB wie auch das Bundesinnenministerium. Ursprünglich, "und nicht ohne Grund", sei der Eindruck entstanden, dass das Parlament nur stiller Beobachter sein sollte. "Aber diesen Plan hat der Sportausschuss durchkreuzt. Wir haben mehr als deutlich gemacht, dass wir nicht nur ein Mitsprache- und Mitberatungsrecht wünschen, sondern es erwarten und es uns nehmen werden", betont die SPD-Abgeordnete aus dem Märkischen Kreis im Sauerland, die nicht nur dem Sportausschuss vorsitzt, sondern auch Mitglied im Auswärtigen Ausschuss ist und der Parlamentarischen Versammlung der Nato sowie der deutschen Delegation der Interparlamentarischen Union und dem Ältestenrat des Bundestages angehört.

Dabei träumte sie einst als junges Mädchen auch den Traum vom Olympiasieg. "Für die große Karriere hat das Talent nicht gereicht", räumt sie ein. "Dazu kam in der Kindheit noch eine Armverletzung, die mir ein erfolgreiches Speerwerfen oder Kugelstoßen unmöglich gemacht hat."

Stattdessen nun also das vielfältige politische Engagement. Wer mitunter so viel Stress bei der Arbeit hat, braucht auch mal Entspannung. "Abschalten von der Politik kann ich zuhause", sagt Freitag. "Ich wohne auf einem alten Bauernhof am Ende eines Feldweges. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich Wiesen und Felder." Ihr Kontrastprogramm zum hektischen politischen Leben sei das. "Ich wohne so, wie andere Leute Urlaub machen."