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Aufgekehrt : Der Erfolg des »Packs«

18.01.2016
2023-11-08T12:41:31.3600Z
1 Min

Euphorie und Jubel überwogen vergangene Woche in den Kommentarspalten der Online-Medien, dem Salon des kleinen, meist ziemlich frustrierten Mannes. Statt Schaum aus dem Mund flossen Tränen der Freude. "Gutmensch" wurde zum "Unwort des Jahres 2015" gekürt.

Nach dem Vize-Titel 2011 - damals musste man sich dem Begriff "Döner-Morde" geschlagen geben - haben die internet-affinen Sprachschöpfer nun ihren ganz großen Erfolg eingefahren. All der Fleiß, der Unwille zur Differenzierung, die Hetze, unzählige zerschlissene Tastaturen und eine Welle der Diffamierung der vergangenen Jahre haben sich gelohnt. Daran konnte und wollte die Jury aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten einfach nicht mehr vorbeisehen. Es hatte sich allerdings auch schon angedeutet: Mit "Lügenpresse" 2014 hatte sich gezeigt, wohin die Reise geht: ins Sachsen der deutschen Sprache.

Dabei geht es nicht nur um die Ehre. Das "Unwort"-Gütesiegel ist quasi das DemeterBioFairTradeLactosefrei-Label im Kampf gegen die vermutete politische Korrektheit. Klar: Ohne die vielen Menschen, die beispielsweise Flüchtlingen helfen, statt ihnen die Heime anzuzünden, die ihre Arme öffnen, statt Grenzen zu schließen, wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. Dank dürfen die "Gutmenschen" aber wahrscheinlich eher nicht erwarten.

Nicht auf die Liste geschafft hat es das Gabriel'sche "Pack" als grobe Sammelbezeichnung für jenes Milieu, in dem das Wort "Gutmensch" oft genutzt und der Brandbeschleuniger - real oder im übertragenen Sinne - schnell zur Hand ist. Es scheint zu beschreibend gewesen zu sein. Sören Christian Reimer