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Parlamentarisches Profil : Der Mietrechtsexperte: Jan-Marco Luczak

01.02.2016
2023-08-30T12:29:55.7200Z
3 Min

D en spannenden Gegensatz von Mietern und Vermietern erlebe ich jeden Tag in meinem Wahlkreis." Für den Berliner CDU-Abgeordneten Jan-Marco Luczak (40) war es nahezu zwangsläufig, dass er sich als Politiker und promovierter Jurist mit dem Mietrecht beschäftigt. "In meinem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg gibt es einen starken Grundeigentümerverein, aber auch sehr viele Mieter." Zwischen beiden Positionen einen vernünftigen Ausgleich zu finden, empfindet Luczak als ebenso spannende wie sinnvolle Herausforderung.

Aktuell beschäftigt sich der Mietrechtsexperte der Unionsfraktion intensiv mit den von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) im Herbst vorgelegten Eckpunkten für das zweite Gesetzespaket zum Mietrecht, um das es am vergangenen Donnerstag auch in einer von der Linksfraktion beantragten Debatte ging. Für Luczak ist klar: "Mieter dürfen durch teure Modernisierungsmieterhöhungen nicht verdrängt werden." Doch die von Maas vorgelegten Eckpunkte schießen nach seiner Überzeugung "leider deutlich über das Ziel hinaus". Bei einer Umsetzung würden nicht nur dringend benötigte Investitionen in den Neubau gebremst, sondern auch der altersgerechte Umbau und die energetische Sanierung bestehender Wohnungen.

Vor allem die vom Justizminister geplante Verlängerung des Zeitraums, innerhalb dessen Mieten zur Berechnung der ortsüblichen Vergleichsmiete einbezogen werden, stößt bei Luczak auf Kritik. Die aktuell geltende Zeitspanne von vier Jahren habe sich bewährt. Eine Verlängerung auf zehn Jahre, wie von Maas vorgeschlagen, sei mit der Union nicht zu machen. "Dafür gibt es auch im Koalitionsvertrag keine Grundlage", sagt Luczak. Würde der Vorschlag des Justizministers umgesetzt, hätte das nach Überzeugung des Berliner CDU-Abgeordneten zur Folge, dass die ortsüblichen Vergleichsmieten sofort erheblich sinken und auf niedrigem Niveau eingefroren bleiben. In Kombination mit der bereits beschlossenen Mietpreisbremse wäre "jede Dynamik und Anreiz zum Wohnungsneubau erstickt", warnt er. Und für mehr Wohnungsneubau brauche man nun einmal privates Kapital.

Kritisch sieht er auch die geplanten Neuregelungen für Modernisierungsumlagen. Die von Maas geplante Absenkung der umlagefähigen Kosten von elf auf acht Prozent gehe ebenso über den Koalitionsvertrag hinaus wie die neue Kappungsgrenze. Luczak verweist darauf, dass die deutsche Gesellschaft immer älter wird. "Damit ältere Menschen möglichst lange im vertrauten Umfeld bleiben können, muss ihre Wohnung oft altersgerecht umgebaut werden." Hinzu kämen energetische Sanierungen für den Klimaschutz. Diese Investitionen müssten auch in Zukunft für private Eigentümer wirtschaftlich tragbar bleiben. "Sonst passiert im Wohnungsbestand gar nichts", sagt Luczak. Positiv bewertet er, dass Mietspiegel künftig nach klaren Kriterien erstellt werden sollen und dass ein vereinfachtes Verfahren bei der Umlage von Modernisierungskosten geplant ist. Davon würden vor allem Kleinvermieter profitieren.

1975 in Berlin geboren, machte Luczak 1995 Abitur und besuchte anschließend für einige Monate das Hurstpierpoint College in England. Nach dem Grundwehrdienst studierte er Jura an der Freien Universität Berlin und trat 1998 in die CDU ein. Promoviert wurde er als Volljurist zehn Jahre später an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität beim Staatsrechtler und ehemaligen CDU-Politiker Rupert Scholz mit einer Arbeit über Europäisches Wirtschaftsverfassungsrecht. Nach Abschluss der Promotion 2008 arbeitet er als Rechtsanwalt in einer international ausgerichteten Sozietät und wurde im Jahr darauf zum ersten Mal in den Bundestag gewählt. Dort ist er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz.

Mit Auskünften über sein Privatleben ist Luczak zurückhaltend. Er belässt es bei der Auskunft, dass er in seiner wenigen Freizeit leidenschaftlich gern Motorrad fährt, ein schönes Essen mit Familie und Freunden genießt und viel Sport treibt. Joggen, Beachvolleyball, Kitesurfen und Snowboarden gehören zu seinen Lieblingsaktivitäten. Im letzten Weihnachtsurlaub hatte er allerdings Pech: Beim Snowboard-Fahren stürzte er so unglücklich, dass er sich das Schlüsselbein brach. "Doch seit Mitte Januar ist der Verband wieder ab", freut sich Luczak.