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Aufgekehrt : Irre Blicke in der Politik

08.05.2017
2023-08-30T12:32:20.7200Z
1 Min

Superwahljahre sind nicht nur deswegen spannend, weil wir nicht wissen, wie sie ausgehen. Sie offenbaren auch einen komfortablen Blick in die Psyche der Spitzenpolitiker, die nervlich oft angeschlagen sind aus Angst, womöglich in die Bedeutungslosigkeit abgewählt zu werden. Andere erreichen eine geradezu übersinnliche Strahlkraft, berauscht von ihren Brutto-Visionen, die nach der Wahl in der rachitischen Netto-Kladde verschwinden. In letzter Zeit häufen sich kritische Befunde darüber, ob diese Selfie-Politik noch exzentrisch oder schon wahnhaft und therapiebedürftig ist.

Geht der politische Aufstieg etwa mit graduellem Irrsinn einher? Hinweise dafür gibt es: Wirkt Recep Erdogan am Rednerpult des Parlaments nicht wie einer, der sich auch im Wirtshaus mit schmacken Aufwärtshaken jederzeit die Mehrheit zu sichern wüsste, wenn Argumente knapp sind? Deuten die Brexit-Wendemanöver bei Theresa May nicht auf hysterische Züge hin, wie sie schon Sigmund Freud im Fall Anna O. beschrieben hat? Aber warum in die Ferne schweifen, wo der Wahnsinn scheint so nah: Wurde Horst Seehofer nicht schon als "Quartalsirrer" beschrieben, als er noch vergleichsweise berechenbar erschien?

Fällt das alles eigentlich niemandem auf? Doch! Linken-Blitzdenker Gregor Gysi hat jetzt den Anfang gemacht, die überfällige Ferndiagnose im Fall Donald Trump gestellt und ihn als "psychisch gestört" entlarvt. "Ich habe solche Mandanten schon gehabt. Er ist unberechenbar." Anwalt Gysi empfiehlt eine sofortige psychiatrische Behandlung. Vielleicht sogar eine Gruppensitzung beim G20-Treffen im Juli in Hamburg? Beim Abendessen läuft dann der beliebte Familienfilm "Einer flog über das Kuckucksnest." Claus Peter Kosfeld