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Kita-Ausbau : Der Bedarf steigt weiter

Erst im Mai beschloss der Bundestag zusätzliche Mittel

07.08.2017
2023-08-30T12:32:25.7200Z
2 Min

2005 fiel der Startschuss: Das Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) und drei Jahre später das Kinderförderungsgesetz (KiföG) mit dem darin enthaltenen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder ab drei Jahren legten den Grundstein für einen massiven Ausbau der Kita-Plätze. Von 2008 bis 2018 unterstützt der Bund diesen Ausbau mit insgesamt 3,3 Milliarden Euro. Weitere 6,3 Milliarden Euro stellt er in diesem Zeitraum außerdem an Betriebskostenzuschüssen zur Verfügung. Seit 2013 haben zudem alle Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.

Doch all dies genügt den steigenden Erwartungen in die Zahl der verfügbaren Plätze und die Qualität der Kinderbetreuung offenbar nicht. Erst im Mai 2017 verabschiedete der Bundestag einen Gesetzentwurf für erneute Finanzhilfen des Bundes an die Länder. Mit zusätzlichen 1,2 Milliarden Euro will sich der Bund demnach bis 2020 am Sondervermögen "Kinderbetreuungsausbau" beteiligen, um gemeinsam mit den Ländern 100.000 zusätzliche Kitaplätze zu schaffen.

Gesellschaftlicher Wandel Was sich in den vergangenen zwölf Jahren auf dem Gebiet getan hat, belegen die Zahlen eindrücklich: 2008 besuchten bundesweit rund 361.000 Kinder unter drei Jahren eine Kindertagesbetreuung, das entsprach 17,6 Prozent. Im Jahr 2016 hat sich diese Zahl verdoppelt und liegt nun bei 32,7 Prozent (719.000 Kinder). Die Bundesregierung verwies in ihrem Gesetzentwurf vom Mai darauf, dass das Ende der Fahnenstange aber nicht erreicht sei und sie deshalb nun noch einmal in die Tasche greife. Sie bezieht sich dabei unter anderem auf Elternbefragungen des Deutschen Jugendinstitutes, wonach sich 43 Prozent der Eltern mit Kindern unter drei Jahren einen Betreuungsplatz für ihr Kind wünschen.

Deutliche Unterschiede in der Betreuungssituation der Kleinkinder existieren dabei zwischen einzelnen Bundesländern, insbesondere zwischen östlichen und westlichen. Während in Baden-Württemberg und Bayern nur knapp 28 Prozent der unter dreijährigen Kinder eine Betreuungseinrichtung besuchten, waren es am anderen Ende der Skala, in Sachsen-Anhalt und Brandenburg, 57 Prozent. Die Betreuungsquote der Drei- bis Fünfjährigen ist weitaus höher: Knapp 94 Prozent (2,3 Millionen) besuchten laut Statistischem Bundesamt 2016 eine Kindertagesbetreuung, die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind in dieser Altersgruppe fast ausgeglichen.

Schwieriger Alltag Diese Zahlen verraten allerdings nicht, welche Probleme Länder und Kommunen damit haben, die Kitaplätze bereitzustellen. Wie kompliziert der Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage ist, zeigt sich besonders in Ballungsräumen, deren Bevölkerung stetig wächst. So mussten im Frühjahr sogar Polizeibeamte anrücken, als eine Schlange von 450 Menschen vor einer Kita in Leipzig den Verkehr lahmlegte. Sie standen für einen Kitaplatz an.

Fast zeitgleich sorgte eine Studie des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) für Aufsehen, derzufolge sich die Betreuungslücke für Kleinkinder inzwischen auf 300.000 Plätze beläuft. Sie hat sich damit noch einmal um 65.000 Plätze im Vergleich zum Vorjahr vergrößert - trotz der milliardenschweren Investitionsprogramme. Wahrscheinlich ist daher, dass der Finanzspritze des Bundes noch weitere folgen werden.