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Parlamentarisches Profil : Die Aktivistin: Caren Lay

21.08.2017
2023-08-30T12:32:26.7200Z
3 Min

Caren Lay hat schon immer die soziale Frage umgetrieben, auch beim Thema Stadt. Steigende Mieten, Verdrängung alteingesessener Bewohner und dubiose Investoren - das ärgert sie in Dresden und Berlin seit Jahren. "Bezahlbares Wohnen ist eine der zentralen Fragen unserer Zeit", sagt die Sprecherin für Miet-,Bau- und Wohnungspolitik der Linksfraktion. Ihr Schreckensszenario: "Stadtzentren, die für Touristen und Geschäftsleute reserviert sind, während Busfahrer und Krankenschwester wegziehen müssen."

Schon früh empört sich Lay über soziale Ungerechtigkeit. Im Rheinland wächst sie in einer Arbeiterfamilie auf. Als Erste der Familie besucht sie das Gymnasium. "Als Kind aus einfachen Verhältnissen hatte ich es dort nicht leicht", sagt sie. Das sei ein wichtiger Auslöser für ihr politisches Interesse gewesen. Als Jugendliche wird sie Ende der 1980er Jahre politisch aktiv. "Die Friedensbewegung, die Umweltbewegung, die Frauenbewegung, da liegen die Wurzeln meines politischen Engagements." Von einer Parteimitgliedschaft ist sie damals weit entfernt. "Ich habe Parteien- und Parlamentspolitik abgelehnt", erzählt Lay.

Die Verbindung zur Linkspartei, damals noch die PDS, entsteht nach dem Studium der Soziologie und Politik. Zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin, wird sie 2000 Referentin der PDS im sächsischen Landtag. Im parlamentarischen Betrieb denkt sie darüber nach, selbst parteipolitisch aktiv zu werden. Erst einmal wechselt Lay im Jahr 2003 jedoch ins grün geführte Verbraucherschutzministerium nach Berlin. "Aber dann kam die Agenda-Politik unter Gerhard Schröder. Das hat für mich die soziale Frage wieder in den Mittelpunkt gerückt." 2004 kandidiert sie erfolgreich für das Dresdner Landesparlament, 2009 zieht sie über die Landesliste Sachsen in den Bundestag ein. Für ihren Wahlkreis in Bautzen tritt sie 2017 erneut als Direktkandidatin an.

Die Oppositionspolitikerin hat viele Vorschläge für eine sozial gerechte Stadt. Vor allem müssten mehr öffentliche Gelder in den Sozialen Wohnungsbau fließen, fordert sie. "Das wäre gut investiertes Geld." Menschen mit geringem Einkommen, aber auch die Mittelschicht würden profitieren. Mit Quoten für Sozialwohnungen gebe es in Neubauten zugleich eine soziale Durchmischung. Lay befürchtet aber, dass die notwendigen Gelder ausbleiben. "Wenn der Bund ab 2020 gar nicht mehr investieren könnte, wäre das fatal. Der Soziale Wohnungsbau muss Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe werden", fordert sie. Die Zahlen sprächen für sich: Auf 1,5 Millionen habe sich der Bestand an Sozialwohnungen seit 1990 halbiert. Das gehe auch anders, betont Lay. "Wien allein gibt halb so viel für den sozialen Wohnungsbau aus wie die ganze Bundesrepublik."

Damit Wohnraum bezahlbar bleibe, müsse der Gesetzgeber zudem die Mietpreisbremse nachbessern und Mieter besser vor Kündigungen und ungewollten Modernisierungen schützen. ,,Das sind Instrumente gegen Wucherei", argumentiert Lay. Vermieter, die sich fair verhalten, hätten nichts zu befürchten.

Aber nicht nur Mietenexplosion und wachsende Metropolen sind Lays Thema. Auch mit Landflucht und schrumpfenden Städten befasst sie sich. "Es ist an der Zeit, diesen Prozess zu stoppen und ländliche Regionen wieder attraktiv zu machen". sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. "Durch Nahverkehr in der Fläche, wohnungsnahe Schulen und eine andere Lohnpolitik." Wenn Pendeln einfacher wäre, würden viele in der Kleinstadt bleiben, meint sie.

Lay selbst pendelt gern zwischen Bundestag und ihrem ostsächsischen Wahlkreis.: "So kann ich die Vorteile von Großstadt und Kleinstadt vereinbaren." Früher habe es sie eher in die Großstadt gezogen, sagt die 45-Jährige, heute genieße sie es, nah an der Natur zu sein und die Dinge auch mal entspannter anzugehen. Gibt es eine Stadt, die sie besonders gern besucht? "Ich war vor kurzem im Urlaub in Neapel. Bestimmt nicht zum letzten Mal."