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Digitalisierung : Wenn der Bauer zum Smartphone greift

Schnelles Internet auf dem Land wird zum Produktionsfaktor. Smart Farming bedeutet auch, sich um Datensicherheit zu kümmern

13.11.2017
2023-08-30T12:32:29.7200Z
3 Min

Längst hat die Digitalisierung in allen Bereichen der Landwirtschaft Einzug gehalten. Mit ihr lassen sich im Stall und auf dem Acker Prozesse optimieren, Kosten sparen und durch automatisiertes, präzises Arbeiten Ressourcen und Umwelt schonen. Einzeltierkennzeichnungen erlauben über Fütterungsautomaten individuelle Fütterung oder das selbstbestimmte Melken der Kühe durch Melkroboter. Sensoren machen bedarfsgerechtes Düngen oder die punktuelle Anwendung von Pflanzenschutzmaßnahmen möglich. Die Systeme erfassen und sammeln somit eine Vielzahl von Daten aus sämtlichen Produktionsabläufen. Bildschirme befinden sich im Stall, im Schlepper, im Haus. Rund um die Uhr informiert das Smartphone über Störungen und Meldungen, sodass Landwirte heute jederzeit über alle Bereiche ihres Betriebes informiert sind und bei Bedarf sofort einschreiten können oder müssen. Gerade junge Betriebsleiter und Nachwuchskräfte interessieren sich für die neuen Möglichkeiten, die ihnen innovative Arbeitsplätze bieten. Experten sagen schon voraus, dass die Zukunftsfähigkeit von Betrieben entscheidend davon abhängen wird, wie technikaffin der Betriebsleiter ist.

Mit der Digitalisierung einher gehen oftmals die Betriebsgröße und eine enorme Spezialisierung, denn die Investitionen in Maschinen und neue Technik sind zunächst mit hohem Investitionsbedarf verbunden. Es ist daher anzunehmen, dass sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft mit der weiteren Verbreitung des Smart Farmings zusätzlich verschärft.

Schnelles Internet im ländlichen Raum wird damit auch für Landwirte als Unternehmer, die sie sind, zu einem bedeutenden Produktionsfaktor. Anders als andere Unternehmer können sie aber ihren Standort nicht wechseln oder damit drohen, es zu tun. Gleichzeitig gibt es gerade auf dem Land oft noch schlechte Verbindungen. Auch im gemeinhin dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen und selbst in den ländlichen Bereichen des Ruhrgebiets gibt es Höfe, die nur mit sehr langsamen Internetleitungen auskommen müssen. "Wenn ich eine E-Mail mit etwas größerem Anhang versenden will, fahre ich mit meinem Laptop in den Ort und setze mich in das Internetcafe", sagt ein Sauenhalter, der erst kürzlich in moderne Stallgebäude investiert und seinen Betrieb für die Zukunft fit gemacht hat.

Datenschutz Doch selbst wenn die Technik funktioniert, hören die Herausforderungen, die die Digitalisierung in der Landwirtschaft mit sich bringt, nicht auf. Ein großes Thema für alle Beteiligten ist die Datenhoheit und die Datensicherheit. Schließlich involviert die Vernetzung die Hersteller der Systeme in die Kundenprozesse. Die Unternehmen erhalten Einblick in die Daten ihrer Kunden, werten sie aus oder vernetzen und vermischen diese zum vermeintlichen Nutzen der Kunden. Datensicherheit ist also von herausragender Bedeutung.

Die gewonnenen Daten aus der Landwirtschaft sind allerdings handelbare Wirtschaftsgüter von erheblichem kommerziellen Wert, stellt José Martinez vom Institut für Landwirtschaftsrecht der Georg-August-Universität in Göttingen fest. Das Datenschutzrecht beschränke sich aber nur auf personenbezogene Daten. Wem also gehören die Daten in der Cloud oder dem Server? Martinez empfiehlt den Nutzern daher, bestimmte Verwendungsbeschränkungen und Geheimhaltungsvorgaben ausdrücklich vertraglich zu vereinbaren.

Probleme können auch im Schadensfall auf die Anwender zukommen. Wer haftet zum Beispiel für Schäden, die durch das smarte Produkt entstehen oder durch eine fehlerhafte Big-Data-Vorhersage? Im Bereich Big Data kann es dann Einfluss haben, wo der Server steht, wie die IT-Sicherheit ist und welche Vermischung von Daten stattgefunden hat. All das sind Fragen, die mit dem Einsatz von Smart Farming zunehmend aufkommen und die künftig auch rechtlich geklärt werden müssen. cg